Ewiges Hickack - typisch deutsch!

Antworten
clouarni
Anwender
Beiträge: 17
Registriert: Do Jan 10, 2013 18:41
Postleitzahl: 56812
Land: Deutschland
Wohnort: 56812 Dohr (bei Cochem/ Mosel)

Ewiges Hickack - typisch deutsch!

Beitrag von clouarni » So Jan 13, 2013 11:59

Ich bin seit Juli 2012 durch einen Motorradunfall USA-rechts. Da ich noch voll im Erwerbsleben stehe und einen Arbeitsplatz habe, war ich natürlich bestrebt, möglichst schnell wieder ein Auto fahren zu können. Auch habe ich feststellen müssen, dass man als moderner Mensch in unserer Gesellschaft ohne Auto heutzutage aufgeschmissen ist. Aber das ist ein Hickhack sag ich euch. Es gibt wohl nix Definitives nach dem man sich richten kann, obwohl in Deutschland ja so gut wie alles geregelt ist.....
Die Therapeuten in der Reha sagen, ich kann mit der Prothese ohne Umbauten oder Prüfungen alles fahren, was ich vorher auch durfte (bei OSA sieht es schlechter aus). Es gilt der Bestandsschutz des einmal erlangten Führerscheines. Er wurde ja nicht eingezogen! Der TÜV sagt, ich darf es nicht. Wie hier bereits beschrieben, gibt es nur Empfehlungen und Hinweise. Alles bezogen auf einen möglichen Unfall :?
Was blieb mir anderes übrig? Ich hab das volle Paket abgespult: mein Sportcoupe in die Ecke gestellt und ein neues Auto (Automatik mit 2. Gaspedal links) gekauft, ärztliches Gutachten erstellen lassen (teuer!), Fahrstunden gemacht (teuer!), Fahrprüfung gemacht (teuer!) und darf nun nur mehrspurige Fahrzeuge fahren. Die vorhandene Motorradklasse müsste ich auch genauso abspulen.
Das einzig Positive dabei: da ich im Erwerbsleben stehe, bezuschusst die Deutsche Rentenversicherung ein neues Auto mit max. 9500,-€, bezahlt den Umbau auf die Behinderung komplett und übernimmt auch alle Kosten zur Bestätigung des Führerscheines (nur für Pkw).
Wer weitere Informationen benötigt kann sich gerne melden.
Schönen Gruß,
Clouarni
Besser arm dran als Bein ab!

Benutzeravatar
charley
admin + Anwender
admin + Anwender
Beiträge: 292
Registriert: Di Jul 12, 2005 16:41
Postleitzahl: 72649
Land: Deutschland
Wohnort: Wolfschlugen
Kontaktdaten:

Re: Ewiges Hickack - typisch deutsch!

Beitrag von charley » Fr Feb 01, 2013 09:12

Hallo Clouarni,

es scheint tatsächlich so zu sein, dass die Fahrerlaubnis für Amputierte eines der wenigen nicht geregelten Rechtsfelder in Deutschland ist.

Fakt ist, dass die vorhandene Fahrerlaubnis durch eine Beinamputation, egal ob Unter- oder Oberschenkel, nicht ungültig wird. Insoweit ist die Aussage des TÜV schlichtweg falsch. Es liegt in der alleinigen Verantwortung des Inhabers der Fahrerlaubnis, dafür zu sorgen, sicher am Verkehr teilzunehmen oder es bleiben zu lassen.

Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV hält sich mit klaren Aussagen bedeckt. Es gibt keine Bestimmung, die das Fahren mit Prothese als grob fahrlässig einstuft und dadurch zur Gefährdung des Versicherungsschutzes führt. Es komme immer auf den Einzelfall an.

Die Führerscheinbehörde kann die bestehende Fahrerlaubnis entziehen, wenn sie von Einschränkungen der Fähigkeit zum Führen eines KFZ erfährt. Dies geschieht nach bestimmten Erkrankungen oft durch das Krankenhaus oder den behandelnden Arzt.

Im Interesse einer Rechtssicherheit ist es jedem anzuraten, seinen Führerschein nach der Amputation neu bestätigen zu lassen - eine Verpflichtung hierfür kann aus keinem Gesetz hergeleitet werden.

Weitere Infos zum Thema finden sich unter http://www.ampuwiki.de/wiki/Kategorie:Fahrerlaubnis

Viele Grüße
Charley
OSA (lak) seit Feb. 2005
1. PBSS-Schaft (Karbonrahmen mit HTV-Innenschaft), Genium mit Triton Smart-Ankle-Fuß
2. PBSS-Schaft, VGK, Freedom Highlander-Fuß (Badeprothese)
Telefon 089/4161740-0

tiefenrausch
Gast
Beiträge: 6
Registriert: Di Jul 31, 2012 11:21
Postleitzahl: 0
Land: Deutschland

Re: Ewiges Hickack - typisch deutsch!

Beitrag von tiefenrausch » So Mai 12, 2013 18:03

Es gibt Leute, die fahren mit OS-Amputation links und US-Amputation rechts normales Automatik-Auto. Bedienen also mit der US-Prothese Gas und Bremse. Ergo, kann man (theoretisch) mit US-Prothese jedes Auto fahren. Ob dass dann auch praktisch klappt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Geschick, Stumpflänge, Kraft und kognitiver Fähigkeit, das umzusetzen. Ein "Fahreignungsgutachten" durch TÜV oder seine Konkurenz würde das bestätigen. Eintragen in den Führerschein uss man das dann nicht unbedingt, solange man sich an das Gutachten hält. Ein Gutachten ist keon lebenslanger Freibrief. Bei einem neuen oder anderen Auto kann alles ganz anders aussegen. Die Pedalerie ist nicht genormt...

Es gibt rechts OS-Amputierte, die ihr gelibtes Auto nicht abgeben wollten und jetzt mit Handbediengerät Gas und Bremse, und mit dem linken Bein die Kupplung bedienen. Das geht natürlich auch mit US-Amputation.

Motorrad und Rechts US-Aputation: Also, ich würde da ganz normal motorrad fahren und mir was für die Hinterradbremse einfallen lassen: Daumenbremse.

Aber ganz wichtig: ich würde mich nie von der Prothese abhängig machen. Irgendwann zwackts bestimmt und dann braucht man das Auto besonders dringend....

Antworten