Eure subjektiven Erfahrungen mit Phantomschmerzen....

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casi77
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Eure subjektiven Erfahrungen mit Phantomschmerzen....

Beitrag von casi77 » Mo Apr 17, 2006 16:35

...würden mich mal interessieren?

Was ich damit meine ist:
  • wie nehmt ihr die Phantomschmerzen wahr bzw. wie würdet ihr sie beschreiben?
  • ist jeder Amputierte zwingend davon betroffen?
  • in welchen Zeitraum tretten bei euch die Phantomschmerzen auf?
  • sind bzw. bleiben traumatisch Amputierte (bewußt, nicht unter Narkose, miterlebte Amputationen) generell von (starken) Phantomschmerzen verschont?
  • fühlt ihr eure abgerissenen Gliedmaßen auch noch und könnt diese auch bewegen (natürlich nicht visuell sichtbar..ihr versteht schon was ich meine :-))?


Ich mach dann mal den Anfang:
Ich habe mir meinen rechten Unterschenkel direkt und bewußt bei einem Verkehrsunfall abgerissen und habe dort eigentlich keine bis kaum nennenswerte Phantomschmerzen. Wenn überhaupt mal nach nem anstrengendem Tag, wenn ich dann zur Ruhe komme, ein sporadisches-schwaches Ziehen im imaginären Fuß und ab und zu mal nen Kribbeln.....aber das auch nur sehr selten und kaum spürbar/störend!

Mein rechten Unterarm hingegen bekam ich dann später in der Unfallklinik unter Narkose amputiert. Zusätzlich habe ich mir in höhe der rechten Schulter den Plexus ausgerissen, so dass der Armstumpf mehr oder weniger gelähmt ist.
In diesem Stumpf habe ich ständig präsente mittelstarke bis starke Schmerzen im Bereich des Oberarmstumpfs und der imaginären Hand. Die Schmerzen im Oberarm sind vergleichbar mit einem mittelstarken bis starken pulsierenden Ziehen in nahezu ständig gleicher Frequenz/Intensität.
Die Schmerzen in der imaginären Hand entsprechen eher einem dauerhaften starken Kribbeln. Dieses Kribbeln kann man am besten mit dem Gefühl vergleichen, dass man hat wenn man an kalten Wintermonaten von draußen ins Haus kommt und seine stark unterkühlten Hände an der Heizung aufwärmt (diese nicht sehr angenehme kribbelnde Gefühl kennt sicher jeder)!

Soviel zu meinen subjektiven Erfahrungen und jetzt würde ich gern eure dazu hören/lesen.

Interessant wäre für mich auch von anderen Plexusgeschädigten zu lesen da ich bei mir nicht differenzieren kann welche Schmerzen jetzt von dem Plexusschaden und welche von der Amputation herrühren.

Sicherlich kein sehr schönes Thema aber sicher interessant zu erfahren wie andere ihre Schmerzen empfinden und evtl. bekämpfen.

Gruß Carsten
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Beitrag von Colti » Di Apr 18, 2006 14:09

Hallo Carsten,

zu Phantomschmerzen kann ich nicht Wirklich viel sagen, da ich die so nicht wahrnehme. Bedingt durch meine „Ex-Peronäus Parese“ hatte ich seit 1977 immer wieder „Ameisen“ und „Nadelstiche“ in der immer noch vorhandenen Wade. Diese Symptome gingen aber durch die ganzen Wadenmuskeln, jedenfalls bis zur „geplanten“ Amputation. Mein lädiertes unteres Sprunggelenk merke ich dagegen einige male im Jahr, aber nicht Schmerzhaft sondern eher als gedämpftes Etwas. Aktiv bewegen geht/ging natürlich noch nie. Kam auch bis heute nicht in Versuchung das zu tun (noch was positive einer Pero-Parese*g).

Was allerdings, weit, nach der Amp. aufgetreten ist, sind die unwillkürliche Muskelkontraktion in dem noch vorhandenen Wadenrest. Die treten immer wieder sporadisch auf. Ich kann also nicht ganz genau sagen wann das passieren wird. Ich dachte einige Male das falsches liegen/sitzen das auslösen würde, kann das so aber nicht reproduzieren. Wenn der Stumpf nicht komprimiert wird, treten diese Muskelkontraktionen allerdings zusätzlich öfters und viel heftiger auf.
Negative Auswirkungen auf Phantomschmerzen hatten meine Vorschäden allerdings nicht.

Dein ausgerissener Nerv in der Schulter kann Sehrwohl als Ursache für Phantomschmerzen herhalten.

Soweit mit einem Gruß vom Markus 8)
Es kann nur einen geben:-)

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Re: Eure subjektiven Erfahrungen mit Phantomschmerzen....

Beitrag von boerni » Mo Dez 15, 2008 22:10

Also seit meinem Unfall (siehe dazu hier) habe ich 2 Monate naropin gegen Schmerzen aus dem Wundbereich bekommen. Phantomschmerzen hatte ich auch. deswegen bekam ich bis Ende Oktober 2100mg Gabapentin täglich.
Anfang november riet mir meine Hausärztin Gabapentin abzusetzen. Mittlerweile nehme ich keinerlei Tabletten mehr und habe kaum noch Phantomschmerzen (ab und so ein Kribbeln, Stechen, ziehen). Natürlich ist das Gespür für die Beine da.
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Re: Eure subjektiven Erfahrungen mit Phantomschmerzen....

Beitrag von Captain Ahab » Di Jun 16, 2009 15:38

Tja das hört sich ja alles recht human an.

Bei mir sieht das leider etwas anders aus:

Mein Fuß wurde bei einem Motorradunfall vor 9 Wochen traumatisch in Höhe des Sprunggelenks abgetrennt.
Leider mußte ich auf Grund der weiteren schweren Beinverletzungen anschließend unter Narkose
Oberschenkelamputiert werden.

Ich habe vom ersten Tag an unerträgliche Phantomschmerzen die nur unter Morphingabe (z. Zt. 60mg Oxygesic) nachlassen.

Das geht vom Brennen des Fußes über ein Gefühl als wäre das Bein in einer Schrottpresse bis hin zum völligen verdrehen des Beines unter Einbeziehung der Stumpfmuskulatur.
Das häufige Kribbeln des Fußes oder Beines rechne ich hier ausdrücklich nicht zu den Phantom-Schmerzen. Versuche die Dosis herab zu setzen sind bisher leider nicht gelungen.

Ich hoffe natürlich immer noch, dass es mit der Zeit nachlässt. Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen oder kann Tipps geben.

Gruß Rolf
Gib der Versuchung nach, wer weiß wann wieder eine kommt!

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Re: Eure subjektiven Erfahrungen mit Phantomschmerzen....

Beitrag von Rolliracer » Do Jun 18, 2009 01:57

Hallo Rolf,

Dein Problem ist doch noch sehr jung, aber genau deswegen solltest Du was tun.

Ich habe auch bei einem Motorradunfall vor 5 Jahren das rechte Bein verloren, habe dann aber lange im Koma gelegen weil viel andere Probleme dazu kamen, Lunge, Rippen, Arme, Wirbel, Becken usw.
Ich wurde wohl in den ersten Monaten gut versorgt, auch mit Schmerzmittel.
Kann mich kaum an böse Schmerzen erinnern.
Und genau daran soll es liegen , so zumindest mein damaliger behandelder Arzt,, der auch der Meinung war die Schmerzmittel zu nehmen und dann langsam auszuschleichen.
Heute spüre ich zwar meinen Unterschenkel und Fuß, kann ihn auch in Gedanken bewegen, Schmerzen habe ich aber nur bei extremer Wetterveränderung, sonst max. leichtes Kribbeln.
Schmerzmittel nehme und brauche ich keine.
Ich bin fest der Meinung das bei mir die Schmerztherapie gelungen ist, hat auch wohl was mit dem OP- Methoden zu tun.
Vieles erledigt die Zeit aber wenn Du weiterhin solch unerträgliche Schmerzen hast solltest Du doch eine Klinik für Schmerztherapie aufsuchen.

Kann nur für mich sprechen und von mir.

Wünsche Dir aber alle gute und gute Genesung.
Komm gut in die Prothese.
Wir werden zusammen Geburtstag feiern, habe auch am 18.07 Termin, nur hatte ich den schon öfter als Du.

Gruß

Richard

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Captain Ahab
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Re: Eure subjektiven Erfahrungen mit Phantomschmerzen....

Beitrag von Captain Ahab » Do Jun 18, 2009 12:07

Danke für deine Antwort Richard.

Vielleicht hab ich mich nicht klar ausgedrückt. Ich bin zur Zeit schon so eingestellt dass ich keine
nennenswerten Schmerzen habe.
Aber ich mach mir natürlich Sorgen über die Dauer und die Langzeitschäden die diese Medikamente
verursachen. Ich war bis zu diesem Unfall in der glücklichen Lage keinerlei Medikamente regelmäßig einnehmen zu müssen. Mein Wunsch wäre es natürlich dort wieder hin zu kommen.

Gruß Rolf
Gib der Versuchung nach, wer weiß wann wieder eine kommt!

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Re: Eure subjektiven Erfahrungen mit Phantomschmerzen....

Beitrag von Markus_c3po » Mi Jun 24, 2009 12:58

Hallo Rolf,

ich wurde unter Narkose amputiert. Vorher hatte ich durch einen Nervenschaden starke Schmerzen im Unterschenkel und über einen langen Zeitraum Schmerzmittel, erst Gabapentin, später Lyrica genommen. Nach der Amputation habe ich diese relativ schnell reduziert und abgesetzt. Gegen die anfängliche Phantomschmerzen habe ich "Phantombewegungen" gemacht. Also die Zehen eingerollt, Fuß gestreckt, Unterschenkel im Sitzen kreisen lassen... dies hat auf den augenblicklichen Schmerz geholfen. Bei einem Wetterumschwung hat auch einwickeln mit Alufolie geholfen. Baden in der Wanne war sehr entlastend. Kompression hilft auch. Sobald ich aktiv war, waren die Schmerzen weg.

Heute ist es so: Solange ich die Prothese trage, habe ich praktisch keinerlei Phantomschmerzen. Auch kaum ein Kribbeln. Wenn ich ohne Prohese längere Teit am Schreibtisch sitze, kann es schon mal ziehen oder kribbeln. Je nach Sitzhaltung juckt auch die Wade oder Knie wo man nicht mehr kratzen kann. Ich denke, das hängt auch davon ab, wie der Nervenstumpf gedrückt wird.

Ich denke, wenn du wieder einigermaßen mobil bist und ein bischen Sport machen kannst, wirst du auch ohne Medikamente auskommen können.

Kopf hoch und Grüßle

Markus

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