Anregungen und Fragen zum Harmony-System von Otto Bock

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Andi
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Beitrag von Andi » Do Dez 08, 2005 23:17

Guter Versuch Chris, ich weiß deine Einsatzbereischaft zu schätzen und würde sie unter anderen Umständen gewiss nicht ausschlagen ;)
geht aber leider nichts rauszudrehen, das Teil is von Anfang `99 und is komplett eingegossen und darunter sitzt der Eingußadapter für den Flexfood Modular III. Nix mit Pyramide und Justierung. Hab ich Zeit für die Bastelei? Werd mich wohl erstmal an die glibbrige Kniekappe gewöhnen müssen, Mopedfahrn is zur Zeit sowieso weit weg.
Was Manu angeht, so denke ich eigentlich auch, aber wir sollten uns auch vor dem Gegenteil hüten. Es ist nicht alles schlecht und zu teuer, nur weil es von Bock kommt. Bei denen hat sich in den letzten Jahren echt einiges getan. Jetzt bewegen sie sich sogar bei ihren antiquierten Orthesengelenken, das wurde auch mal Zeit. Und wenn wir immer nur die Billigste Alternative einreichen reiben sich die Kassen bestimmt die Hände, es geht doch bestimmt irgendwo noch billiger. Nicht die Aktivität des Amputierten bestimmt die Prothese, sondern die Prothese bestimmt die Aktivität des Amputierten. MFG Andi
"Alle beschriebenen Aspekte haben Modellcharakter und sollen zum weiteren Nachdenken anregen." (Zitat BUFA-Seminarunterlagen)

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Beitrag von Christian » Di Dez 13, 2005 18:25

Nicht die Aktivität des Amputierten bestimmt die Prothese, sondern die Prothese bestimmt die Aktivität des Amputierten. MFG Andi
naja, die Wahrheit liegt denke ich ein wenig in der Mitte, denn das dilemma ist, dass die Kassen die Suppe bezahlen dürfen und das Teuerste sicherlich oftmals das beste ist (C-Leg) aber nicht immer das angemessene.

Was fährste den für nen Moped (nur so am Rande gefragt)?

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Andi
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Beitrag von Andi » Di Dez 13, 2005 21:44

Hi Christian, danke der Nachfrage,

aber wir sollten das hir nicht zu ´nem Bikerforum machen.
Also ich fahre seit 9!!! Jahren und 80000km meine alte "Frau Stolle".

Was, kennst nich??? Ach so, also technisch gesehen handelt es sich dabei um eine Suzuki DR 650 R von `95. Die hat mich mit meinen anderthalb Beinen schon vom Polarkreis bis ans Mittelmeer gebracht und auf dieser kurzen Strecke sind wir doch ein gutes Stück zusammengewachsen.

Hab sie zwei Jahre nach meinem Unfall vom Kumpel gekauft weil ich gut drauf sitzen konnte (Kniebeugung). Dann hab ich festgestellt, daß ich schon immer Off Road-Fahrer war und das nur nicht wusste. Inzwischen habe ich die z. Z. wohl knapp 54-59,999PS ganz gut im griff, denke ich.
Vielleicht trifft man sich im Frühjahr ja mal unterwegs oder an der Eisdiehle? Werde bei jeder Triumph in zukunft besonders aufpassen.
MFG Andi
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Beitrag von Andi » Di Dez 13, 2005 21:54

Noch was,

habe heute kurz mit Bock gesprochen. Die haben eine andere Lösung um schnell vom Pin auf Unterdruck und zurück zu wechseln, wenn ich das richtig verstanden hab.
Einen Pin, der das Pin-Loch abdichtet und gleichzeitig das Ausstoßventiel ist. Diese Idee leuchtet mir wirklich ein und ist unkompliziert und schnell. Da ist dann auch kein Links-Feingewinde welches meine grobmotorik eventuell übel nehmen könnte ;)
MFG Andi
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Beitrag von Andi » Fr Dez 16, 2005 19:17

He Christian,

ich hab hier noch was für dich. Sonntag 11.30 Uhr im Paradice, Heimspiel der Bremen Pirates gegen die Heidelberg Knights. Wir rechnen uns recht gute Chancen auf eunen Sieg aus, auch wenn man ja sogenannte Aufbaugegner nie unterschätzen sollte.

Vielleicht hast du ja Zeit und Lust mal zu gucken. Mußt dann vom Parkplatz durch die Hintertür rein. Ich hoffe da meinen ersten Scorerpunkt einzufahren, drückt mir die Daumen.
MFG Andi
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Beitrag von Christian » Fr Dez 16, 2005 23:11

Ich wollts mir eigendlich eh anschauen, da ich vom letzten Event sehr überrascht war und ich das sehr Interessant fand.

Mal schaun, ob ichs packe.

Wir sehen uns ansonsten in der Halle...

auf jeden Fall: *Daumendrück*

MfG Christian

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Beitrag von Andi » Mo Apr 17, 2006 16:39

So,hallo zusammen,

jetzt ist genug mit Fragen. Habe inzwischen den Arbeitgeber gewechselt und zum ersten Mal eine moderne Prothetik in der Praxis kennengelernt. Die haben auch mit dem Harmony schon Erfahrung gesammelt und arbeiten eng mit Bock zusammen.

Das Angebot, die Geschichte mal zu testen habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen und so bekam ich am Gründonnerstag meine Probeversorgung zum probieren.
Ich war doch etwas überrascht, wie gut sich das angefühlt hat (Besten Dank an die Kollegen). Wir mussten bei der ersten Anprobe kaum Änderungen vornehmen.Das Bein saß nach einigen Schritten bombenfest. Und das meine ich wirklich; man konnte mich an der prothese durch den Raum schleifen und es hat nichtmal geschmerzt, mit der Prothese mehrmals mit voller Kraft auf den Boden und gegen die Wand kicken war absolut kein Problem. Nichts ist auch nur einen Millimeter verrutscht und ich konnte danach genau so gut gehen wie davor.

Überrascht hat mich auch, wie wenig man am Stumpf von dieser Saugwirkung spührt. Ein Manometer zur Kontrolle erscheint mir doch wenigstens am Anfang eine gute Sache.

Am Donnerstag Abend hatte ich aber doch eine Druckstelle und ich mußte die erste Änderung am Schaft machen. Dank Heißluftpistole und Klarsichtschaft war das aber schnell erledigt und ich halte das auch für normal.
Im Verlauf des Wochenendes musste ich noch ein paar mal dabei und den Schaftrandverlauf und die Form in der Schafteintrittsebene verändern aber das ist auch bei anderen Prothesenarten durchaus üblich und im Bereich des Normalen.

Auf jeden Fall haftet die Prothese sehr gut. Es gibt kein Pumpen, Verdrehen oder Pendeln mehr und man kann sich immer darauf verlassen wo sich der Fuß befindet. Dadurch bekommt man mit der Zeit ein enorm gutes "Bodengefühl". Blindes Treppablaufen (wirklich laufen!) ist nach kurzer Zeit kein Problem mehr.
Der Unterdruck im System wird auch sehr lange gehalten. Selbst nach dem ausführlichen Ostermittagessen konnte ich am Manometer keine Veränderung ablesen. Mal sehen wie lange das im Alltag so bleibt.

Es zeigten sich aber auch bekannte oder vermutete Nachteile.
Das Sitzen über längere Zeit ist nur mit gestrecktem oder nur leicht gebeugtem Knie wirklich bequem. Kurzzeitige Kniebeugung knapp über 90° sind nach kurzer Gewöhnung an den stärkeren Beugewiederstand zwar kein Problem aber bei längerem sitzen mit mehr als 70° Kniebeugewinkel kann es Passieren, das Luft von oben in den Liner gesaugt wird. Dann macht es Blub und man hat eine Luftblase im Liner die nur durch Ausziehen der Prothese beseitigt werden kann.

Fahrradfahren hab ich bisher nur auf kurzer Strecke probiert. Klappt aber erstaunlich gut. Trotz der starken Kniebeugung hatte ich bis jetzt noch keine Luft im Liner. Durch die starke Saughaftung hat sich die Prothese dabei auch nicht gelockert und ich kann wieder bergauf im Stehen in die Pedalen treten. Mal sehen, ob das auch auf längeren, schweißtreibenden Radtouren funktioniert.

Die Stoß-und Rotationsdämpferwirkung der Harmony-Pumpe ist für mich auch gewöhnungsbedürftig. Die Prothese verkürzt sich beim Auftreten um 5-6mm und ich hab das Gefühl, das Bein ist zu kurz. Verlängert man es aber, bleibt man mit der Fußspitze an kleinen Unebenheiten hängen.

Das Ganze kann man zwar in der Härte etwas verstellen aber die Bewegung ist für die Pumpenfunktion erforderlich.
Die Rotationsdämpfung macht das Gehen in manchen Situationen etwas Eierig aber vielleicht gewöhne ich mich noch daran.

So, das soll erstmal der erste Zwischenbericht gewesen sein. Werde weiter über Erfahrungen und Änderungen berichten und stehe für Fragen gern zur Verfügung.
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Beitrag von Christian » Di Apr 18, 2006 09:29

Ich glaub besser kann mans als "nicht betroffener" nicht darstellen.

Was das "Luftziehen" angeht liegt das zumeist nen bischen am Handling, was ebenfalls gewöhnungsbedürftig ist da es ganz exakt passieren muss (Kniekappe auf richtiger länge überrollen etc.).
Bin mal gespannt, ob ihr das noch in den Griff bekommt.
Gib mal laut.

Das Fönen am Schaft ist mit Vorsicht zu geniessen, da die herkömmlichen Kenntnisse für Stumpfbettungen und Volumensmanagement beim Harmony keine Anwendung finden. Das sollte wirklich nur von Leuten gemacht werden, die da schon nen bissl Erfahrung mit dem Harmony haben, ansonsten ist dann schnell mal ein Schaft versaut und muss neu gefertigt werden...

Ich denke alles andere gewöhnt sich, wobei da auch die Frage ist welchen Fuß habt ihr denn probiert?

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Beitrag von Andi » Fr Apr 21, 2006 20:40

Hi Christian,

danke für dein Interesse, du hattest Recht, fast hätte ich da wirklich etwas zu viel des Guten getan. Verformungen, grade am Schaftrand sind wirklich mit Vorsicht zu genießen. Mittwoch früh haben wir die Sache wieder berichtigt. Der Liner hat etwas gelitten is aber noch im grünen Bereich, Glück gehabt.

Ich muß mich auch noch an die neue, wirklich revolutionäre Philosophie gewöhnen. War mir noch nicht klar, daß das Weglassen jeglicher Zweckform für das Funktionieren zwingend erforderlich ist. Auch schmerzt es etwas, alle bisherigen Erfahrungen bei dem System über Bord werfen zu müssen aber die Theorie leuchtet mir fachlich absolut ein.

Die Erfahrungen der ersten Woche sind auch durchweg Positiv.
Man muß dazu sagen, das Ding ist kein Sportwagen aber wer braucht auch im Stadtverkehr einen Porsche GTR?!
Mein Lieblingsschaft is bisher ungepolstert mit 2mm Silicon-Liner, clutch-lock mit Zahnradpin und Flex-Foot modular III Pilon ohne Pyramidenjustierung. Ultraleicht mit Turbopower. In unebenem Gelände und bei der Werkstattarbeit aber bockig und sehr Stumpfbelastend.

Jetzt hab ich unter dem Harmony den Axtion-Fuß von Bock. Ich weiß nicht worann es im einzelnen liegt aber meine Stehfähigkeit hat sich um ca. 50% verlängert. Auch das gesunde Bein der Gegenseite wird wesentlich weniger belastet. Selbst nach acht Stunden Arbeit such ich nicht zwingend den nächsten Stuhl. Für die Arbeit scheint mir das System wirklich eine Akzeptable Lösung.
Dieser Testbericht wird in Kürze fortgesetzt.
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Beitrag von Andi » So Apr 23, 2006 22:13

Hallihallo,

vor dem Schlafengehen noch ein paar Anmerkungen zu meinem laufenden Praxistest.

Wie schon vorher vermutet, hat sich in der letzten Woche herausgestellt, daß das Harmony nicht zum Motorradfahren geeignet ist. Funktioniert zwar zur Not trotzdem, aber die rechte Freude ist es nicht.
Ich sitze auf meiner Enduro zwar nur mit 90-100° angewinkeltem Bein aber wie beschrieben ist das nicht sehr bequem und nach kurzer Zeit hat man ´ne Luftblase im Liner. Im Stehen klappt das Fahren allerdings wunderbar.

So bin ich mit meinem alten Pin-Liner zur Arbeit gefahren und dort auf das Harmony umgestiegen. Nach neun Stunden überwiegend stehender Arbeit (ich sitze 45 Minuten in den Pausen und zwischendurch zusammengenommen höchstens 15 Minuten) bin ich dann mit sehr ausgeruhtem Stumpf wieder in meine alte Prothese und ab nach Haus.

Jetzt am Wochenende hatte ich die Harmony-Prothese natürlich mit zu Hause. Eigentlich wollte ich eine längere Radtour damit unternehmen aber das Wetter hat es vereitelt. So sind nur 2-3km mit meinen Kindern herausgekommen.
Ich fahre mit einem vollgefederten MTB mit 21 Gängen die ich aufgrund der Prothese auch ausgiebig nutze. Trotzdem bin ich etwas steilere Berge bisher nicht hinauf gekommen, weil es unmöglich war im Stehen zu fahren. Ich kam im Stehen mit der Prothese bisher nicht über den oberen Totpunkt der Tretkurbel und hatte immer starke punktuelle Belastung am vorderen Stumpfende.

Diese Probleme sind mit dem Harmony komplett verschwunden. Ich kann im Stehen in die Pedale langen wie ein Zweibeiner, mit vollem Gewicht. Dafür brauche ich allerdings noch etwas Übung und der Prothesenfuß muß sicher auf der Pedale stehen.
Einmal bin ich heute abgerutscht, zum Glück hab ich ´nen Y-Rahmen sonst hätten sich die Familienjuwelen gefreut. War jedenfalls keine angenehme Erfahrung und hat bestimmt ziemlich lustig ausgesehen aber ich habe die Aktion ohne Sturz überstanden und die Prothese hat sich dabei kein Bischen gelockert. Ich brauchte nichts zurechtrücken oder neu anziehen, nach kurzem Durchatmen ging´s weiter.
Leider hatten wir keinen Berg oder Hügel auf unserem Weg. Darauf bin ich noch echt gespannt, vielleicht kann ich´s nächstes Wochenende testen.

Nochetwas erscheint mir wichtig zu erwähnen. Ich habe zwei lange Fernsehabende mit Prothese erlebt und hatte nicht das Bedürfnis, die Prothese abzulegen. Mit ausgestreckten Beinen absolut entspannt. Das hab ich so noch bei keiner Prothese erlebt, auch wenn ich mich an Zeiten erinnere, in denen ich meine Pin-Liner-Flex-Foot Prothese 12-14 Stunden am Tag ohne Ausziehen und Strumpf-Volumenausgleich tragen konnte.

So, dann wünsche ich euch allen eine entspannte und Druckstellen-freie Woche, bis bald.
MFG Andi
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Beitrag von Andi » Fr Apr 28, 2006 20:55

Hallo,

ICH HABE KEINE STUMPFVOLUMEN-SCHWANKUNGEN MEHR!!

Ich weiß, ihr haltet mich jetzt alle für verückt, und glaubt, der Andi spinnt.

Es war Freitag Nachmittag, die 40-Stunden-Woche neigt sich dem Ende und ich stand auf der Prothese um die gesunde Seite zu entlasten!!!

Ich weiß, es klingt völlig unglaublich, aber es ist wahr.

Seit zwei Wochen liegen meine Stumpfstrümpfe unbenutzt in der Schublade. Der Gordische Knoten der Unterschenkelprothetik wurde gelöst. Auch wenn diese Umsetzung des Unterdruck-Prinzips vielleicht noch nicht der Stein der Weisheit ist, Sie ist das Ei des Columbus!

Dieses Prinzip ist nicht vergleichbar mit Össur´s SealIn oder der Streifeneder Variante. Die Zusammenarbeit von starkem Unterdruck und fließendem PU-Gelliner und der völlige Verzicht auf Zweckverformung des Stumpfes mit dem Unterdruck-Gipsabdruckverfahren machen dieses System beinahe genial.Wenn man überlegt, wie viele Fliegen damit mit einer Klappe geschlagen werden, verdient es fast den Preis "sieben auf einen Streich".

1.-mein Stumpf ist immer warm;d.h. gut durchblutet
2.-Stumpfvolumenschwankungen werden verhindert
3.-im Schaft herrscht ein absulut gleichmäßiger (hydrostatischer) Druck, die Polsterung Knöcherner Stellen übernimmt der Liner
4.-die Harmony Pumpe ist zugleich Stoß- und Rotationsdämpfer
5.-die Haftung durch den Unterdruck ist fantastisch und mit nichts vorhergehendem zu vergleichen
6.-dadurch verbessert sich das "Bodengefühl" beim Laufen
7.-durch den Verzicht auf Zwechverformung ist der Stumpf bei unbelasteter Prothese völlig entspannt, die Prothese wird nicht mehr als stöhrender Fremdkörper emfunden.

Das tapfere Schneiderlein hätte es nicht besser stricken können.

Jedenfalls, die in den letzten 14 Tagen gemachten Erfahrungen schmecken eindeutig nach.....HABEN WOLLEN!!!

Wegen der Verordnung hab ich gestern meinen Arzt besucht, mit der BG hab ich telefoniert und der KVA ist gestern raus. Jetzt krieg ich wohl noch´n Termin zur Begutachtung, da freu ich mich jetzt schon drauf. Denen kann ich ´ne Menge erzählen.

Hoffendlich ist in den nächsten Tagen das Wetter gut, damit ich zu meiner Radtour starten kann. Wenn alles so klappt wie ich glaube, mach ich als nächstes ´ne Nennung zur Tour´de Fance ;)
MFG Andi
PS. Ich bin nicht betrunken! aber jetzt schenk ich mir einen ein, Prost.

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Beitrag von Andi » Fr Apr 28, 2006 21:05

Ich nochmal,

Ich glaube übrigens, meine Stehfähigkeit hat sich mit dem Harmony glatt verdoppelt. Das war witzig, heute zum Feierabend saßen unsere gesunden (zweibeinigen) Techniker auf den Werkbänken, während ich ohne Probleme meinen Kaffee stehend genießen konnte. Das Bild war schon bezeichnend.

Ein schönes Wochenende und Tanz in den Mai.
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Harmony für Oberschenkel

Beitrag von charley » Sa Apr 29, 2006 10:27

Hallo Andy,

ich freue mich sehr über dein Erfolgserlebnis. Jetzt fehlt nur noch, dass jemand so ein Teil auch für Oberschenkelprothesen baut ...

Gruß
Charley
OSA (lak) seit Feb. 2005
1. PBSS-Schaft (Karbonrahmen mit HTV-Innenschaft), Genium mit Triton Smart-Ankle-Fuß
2. PBSS-Schaft, VGK, Freedom Highlander-Fuß (Badeprothese)
Telefon 089/4161740-0

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Beitrag von Andi » Mo Mai 01, 2006 18:41

Danke dir Charey,

hast du eigentlich schon mal das Össur SealIn-OS Linersystem probiert?
Bei uns beim Sledgehockey schwöhren alle Oberschenkelamputierten auf diese Kombination zusammen mit C-Leg. Haben auch einen Knieexer der damit supergut klar kommt.

Ich glaube das ist momentan die einzige möglichkeit, einer Linerversorgung im OS Bereich ohne Pin.

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Beitrag von Andi » Mo Mai 01, 2006 19:40

Hallo zusammen,

seit Ostern teste ich jetzt meine neue Harmony-Prothese und entdecke das Radfahren grade neu.

Heute hab ich mir das Grüne Trikot des Bergfahrers erobert.
Vor Jahren hatte ich einmal versucht, den Weiherberg bei uns in Worpswede zu erklimmen. Bin damals kläglich daran gescheitert weil ich keine Möglichkeit hatte, im stehen zu fahren und mit meinem, zugegebener maßen schon recht mächtigen, Gewicht zu arbeiten.
Jetzt kann ich dank Harmony-System wieder stehen in die Pedalen treten und bin heute bis nach oben gefahren. Allerdings mit einem Zwischenstop auf halber Höhe. Die kraft im gesunden Bein reicht noch nicht aus. Oben hätte ich fast ´nen Kreislaufkoller bekommen und ich konnte nicht einen Schritt mehr gehen aber ich war oben und glücklich, geil!!!
Radfahren wird in Zukunft wohl wieder mehr zu meinem Sportprogramm gehören. Und der Elektro-Hilfsmotor wird bei mir auch nur ein kurzer Gedanken bleiben. Mit dieser Möglichkeit hatte ich mich auch schon beschäftigt und bin dann aber vor den Kosten zurückgeschreckt.

Dann war ich heute noch sehr mutig. Mein ältester Sohn lernt grade mit seiner Mutter (meine Frau) Inline Skaten.
Vor Jahren hab ich mit ihr mal das Rollschuhfahren versucht und nach ca. 50 Metern entnerft aufgegeben. Heute hab ich mir mal ihre Sachen geborgt und es einfach mal mit Harmony Prothese versucht.
OK, ich bin kein Wunderkind. Viel hab ich damit nicht hinbekommen aber ich fühlte mich besser dabei als damals mit Pin-Liner System.
Ich mußte mir schon paar mal so Werbefilme von Prothesenteil-Herstellern ansehen wo das jemand mit US-Prothese machte. Hab mich jedesmal gefragt wie das wohl gehen soll. Jetzt kann ich mir tatsächlich vorstellen, daß man das lernen kann. Vielleicht bleib ich da mal dran, mal sehen.

Dann hab ich jedenfalls noch Fußball gespielt mit Nachbars Kindern und war am Ende ganz schön geschafft. Auch in den Harmony-Liner kann man ´ne Pfütze reinschwitzen. Aber ich fühlte mich in jeder Situation stolpersicher. Das Toreschießen mit der Prothese braucht allerdings noch etwas Übung.

Die Geschichte mit dem Luftsaugen hat sich auch etwas gebessert. Der Liner passt sich mit der Zeit an Stumpf und Kniebeugung an. Kann inzwischen auch problemlos mit 80° Kniebeugung sitzen. Wenn ich wirklich mal Luft rein bekomme, drückt sich die Blase beim Raufstellen nach oben über die Kniescheibe und ich kann sie von da nach oben ausstreichen.

Probleme mit der Dichtigkeit hatte ich bisher noch nicht. Ein paar mal lag es am fehlerhaften Anziehen.

Auch die Kniekappe ist bisher noch unbeschadet, oh Wunder. Das hat Bock mit dem Schaftrandverlauf echt gut in den Griff bekommen.

Ja, also dann bis demnächst auf dieser Frequenz.
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