Anregungen und Fragen zum Harmony-System von Otto Bock

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Andi
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Beitrag von Andi » Mo Jun 25, 2007 22:15

Hallo, bin jetzt auch wieder im Lande.

Kurzer Bericht, Stumpfvolumen ist weiterhin stabil, musste an der Passform nichts mehr verändern.
Konnte auf dem Hin und dem Rückweg die Prothese eine Nacht lang nicht ausziehen. Mein neuer Rekord, 38 Stunden lang Prothese tragen ohne Schmerzen, übermäßigem Schwitzen, bewegungsbedingten Lockerungen mit Unsicherheitsgefühl und ohne zwischendurch Neuanziehen der Prothese. Saß zwar nach 38 Stunden nicht mehr so perfekt wie am Anfang, Funktionseinschränkungen oder Schmerzen waren aber nicht zu verzeichnen.
Auch meine, bei dreieinhalb Wochen camping auf einem Behelfszeltplatz, nicht mehr ganz Lehrbuchhafte Stumpfhygiene ist bisher ohne schwehrwiegende Folgen geblieben.
Ich bleibe also weiterhin überzeugter "Harmonist".
MFG Andi
"Alle beschriebenen Aspekte haben Modellcharakter und sollen zum weiteren Nachdenken anregen." (Zitat BUFA-Seminarunterlagen)

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Andi
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Beitrag von Andi » So Dez 02, 2007 17:50

Hallo Hallo,

wollte mich auch mal wieder melden.

Habe jetzt entlich die Sache mit meinem Folgeschaft in Angriff genommen und war deswegen grade bei Otto Bock.
Zurück mit den neuesten Tricks und Kniffen im Gepäck kann ich berichten, daß auch in Sachen Harmony die Entwicklung dort nicht stehen bleibt. Es gibt neue Liner die dünner und stabiler sind, vorgebeugte Kniekappen und einen neuen Schlauch-Schaftansatz. Auf die Messe im nächsten Jahr darf man auch gespannt sein, das Prinzip der aktiven Luftabsaugung soll bald auch auf Knieex- und Oberschenkelprothesen anwendbar sein.

Jetzt trage ich erstmal einen nach neuester Harmony-Gipstechnik gefertigten Probeschaft. Das Stumpfvolumen hat sich das ganze letzte Jahr als stabil erwiesen und ich konnte beschwehrde- und druckstellenfrei leben. Die Prothese ist nach wie vor mein Standbein geblieben.

Für alle Intressierten werde ich hier weiter über Berichtenswertes schreiben,
MFG Andi
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bär
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Hallo an alle Forumuser

Beitrag von bär » Fr Feb 08, 2008 19:52

und vielen Dank für die vielen wertvollen Infos zum Harmony System.

Vor allem der Langzeit-Erfahrungsbericht von Andi war für mich sehr aussagekräftig und half mir bei der Entscheidung es selbst mal auszuprobieren.

Ich bin aufgrund Unfall einseitig US-Amp.(li.) seit rund 11 Jahren. Seitdem gabs über die Jahre zunehmend und anhaltend Probleme
mit Druckstellen und Haarwurzelentzündungen, die sich oft zu langwierigen großen Abszessen manifestierten.
Auch Sehnenreizung, Druck auf der Narbe etc.pp. - Mancher wird das kennen.
Dies führte dazu, das ich mich trotz häufiger Schaftrand-Anpassungen oder Neuanfertigung (im Schnitt nur 1 1/2 Jahre bis zur notwendigen
Neuversorgung) immer öfter krankschreiben lassen mußte, um die Druckstellen abheilen zu lassen.

Die Versorgung mittels unterschiedlichster Liner + Pin Systeme bereitete mir schlicht nur noch Schmerzen. (Ich hatte auch Anfangs mal Eine
mit Oberschenkelschnürschaft; ebenso zur Probe Eine mit Kondülenummantelung.
Für mich Beides keine Lösung...eher noch schlechter).

- Herausforderung in der Versorgung bei mir sind: Jahreszeitliche und Tages-Volumenschwankungen; ein stark behaarter Stumpf,
sowie ein (grenzwertig starker) Weichteilüberhang.

- Mein Anforderungsprofil: normale Arbeitswoche bei oft hoher Gehbelastung; Körpergewicht 100kg; 2 Kleinkinder in der Familie;
Körperliche Aktivitäten (Instandhaltung von Haus und Hof; Arbeiten mit Holz zum Heizen; wenn möglich längere Spaziergänge)

Auf der Suche nach einer besseren Versorgung stöberte ich durchs Internet und stieß dabei auf das Harmony System.
Bei all den positiven Argumenten dachte ich mir, wenn davon nur die Hälfte stimmt, ist es ein echter Gewinn.

Zum Glück fand ich einen Orthopädietechniker- Meister, der nach Rücksprache mit Kollegen bereit war den Versuch zu wagen,
obwohl er mit dieser Versorgung noch keine Erfahrung hatte.

Ich war zwar darauf eingestellt, das ich bezüglich der Kostenübernahme vors Sozialgericht ziehen muß, aber was bleibt einem mit dem Rücken
zur Wand schon anderes übrig?

Wieder Erwarten übernahm die AOK Baden Württemberg die Kosten für die (ca. 1/3tel teurere) Versorgung anstandslos.
Im Voranschlag wurde berücksichtigt, das der Fuß von der aktuellen Prothese wiederverwendet werden kann.
(Was aber für die Genehmigung ausschlaggebend war, vermag ich nicht zu sagen).

Seit gut 4Wochen trage ich nun die Probe(schaft)versorgung mit Harmony System und bin sehr zufrieden.

In den nächsten Tagen und Wochen möchte ich noch öfter hier posten und dabei genauer beschreiben, was sich verändert hat,
bzw. wie die Geschichte funktioniert. Soweit ichs hinbekomme, wirds dazu auch Fotos geben.

Bis dahin, LG
Bär

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Herzlich willkommen

Beitrag von charley » Fr Feb 08, 2008 20:31

Hallo Bär,

herzlich willkommen hier im Forum.

Ich habe deinen Userstatus angepasst, so dass du gleich als "Anwender" erkennbar bist.

Viele Grüße
Charley
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Beitrag von bär » Mo Feb 11, 2008 03:00

[font=Comic Sans MS]Hallo allerseits
…und weiter geht’s

- Hier mal eine Liste von Fragen zum Thema Harmony System, die mir als es mit der Anfertigung losging, noch auf der Zunge brannten.
- Dazu jeweils die Antworten vom Techniker von Bock den ich damit löchern durfte (hier sinngemäß aufgeführt; anhand meiner Notizen; in eigenen Worten).

Verformung/Anpassen vom Schaft

F: Warum ist das Weglassen jeglicher Zweckform vorgeschrieben?
Die Druckverteilung im Schaft erfolgt aufgrund dem Zusammenspiel von Unterdruck und Liner gleichmäßig. Es ist daher nicht sinnvoll durch Zweckformgebung an bestimmten Stellen mehr Druck aufzubauen als an anderen.

F: Welche Verformungen sind dann zum Anpassen erlaubt?
Wenn der Schaft an einer Stelle zu eng ist, wird die entsprechende Stelle geweitet/ rausgedrückt. (zB wenn bei der ersten Anprobe der Schaftrand seitlich auf Knie drückt)

Wenn der Anwender beim Tragen der Prothese den Verdacht hat, das eine Stelle im Schaft zu eng ist, gilt als erste Methode die der Anwender ausprobieren kann, das aufbringen eines PU- Spots (siehe „FIT KIT“ weiter unten) an dieser Stelle. Es ist nämlich ebenso gut möglich, das die Stelle nicht zu eng, sondern zu weit ist.

F: Was ist besonders zu beachten bei Verformungen am (hinteren-) Schaftrand?
Bei normal/gelungenem Probeschaft sollten an für sich keine Änderungen am hinteren Schaftrand durchgeführt werden. Es besteht in diesem Bereich die Gefahr, das der Liner beschädigt wird, wenn der Rand scharfkantig, oder zu niedrig ist.

F: Wie sicher ist die Dichtigkeit? Wo liegen Schwachstellen? Schlauch und Schaftanschluss?
Die Schwachstelle in Punkto (Vakuum-)Dichtigkeit ist die Kniekappe. Sollte diese falsch angelegt sein (*das Anlegen finde ich persönlich recht unproblematisch), oder einen Riss haben kann sich der benötigte Unterdruck nicht aufbauen.
Ein Riss lässt sich nicht kleben. (*wer Andis Beiträge gelesen hat weis aber, das sich ein Riss mitsammt Kniekappe evtl. nach unten (in einen für den Unterdruck nicht relevanten Bereich) verschieben lässt.

F: Kann Harmony mit/trotz Druckstellen von der Ersatzprothese getragen werden? Können vorhandene Druckstellen im Harmony entlastet werden?
Normalerweise sollte es auch bei aktuell bestehender Druckstellen möglich sein, auf das Harmony System zu wechseln. Man sollte dies ausprobieren.
(*ich hatte mehrere Druckstellen, welche jedoch nun nicht mehr überbelastet wurden. Statt Druckkonzentration auf den entzündeten Stellen gab es im Harmonyschaft nur einen moderaten Druck. Die Druckstellen waren kaum als „besondere Punkte“ spürbar und heilten (auch in Zusammenhang mit der besseren Durchblutung) innerhalb weniger Wochen ganz aus.)
Vorhandene Druckstellen können zB.durch aufbringen eines PU-Spots an eben der Stelle entlastet werden. (*klingt komisch….is aber so xD)

F: Weichteilreduzierung am Stumpfende? PU Pads einlegen? / Zweiter Strumpf dazu? / Was ist ein „FIT KIT“?
PU-Spots sind eine Möglichkeit der möglichen Weichteilreduzierung am Stumpfende zu begegnen.
Auch die Kombination von mehreren Stumpfstrümpfen verschiedener Dicke oder Länge ist möglich. Bis zu drei Strümpfe gehen in Ordnung. Wenn mehr benötigt werden sollte über eine Schaftveränderung nachgedacht werden.
Das „FIT KITT“ (*engl. „to fit“ = etwas „instand setzen / am laufen halten“) besteht aus vier verschiedenen Stumpfstrümpfen (je zwei Kürzere und zwei ganz Kurze).
Desweiteren 1 Ersatznylonstrumpf (wird über den anderen Strümpfen getragen).
Last but not least gibt es noch zwei PU-Spots („Punkte“ bzw. keisförmige Scheiben aus „Polyurethan“ = gleiches Material wie der Liner) zum aufbringen an Druckempfindlichen Stellen.

F: Macht evtl stattdessen auch ein Inlet (ähnlich Weichwandinnentrichter) Sinn?
Nein. Durch die Anwendung eines solchen Inlets können die Fließeigenschaften des Liners beeinträchtigt werden. (*Wäre interessant ob es da gegenteilige d.h. positive Erfahrungen mit Inlets gibt….ich meine das Andi mal gepostet hat, das er Eins verwendet)

Soweit so gut….demnächst folgt mehr.

Bis dahin, LG
Bär[/font]

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Beitrag von bär » Mo Feb 11, 2008 19:31

Hallo zusammen.

Die erste Bilderserie ist online:

[glow=yellow]http://harmony-fotos.magix.net/[/glow]
Sie zeigt die Arbeitsschritte zur Anfertigung eines Prothesenschaftes fürs Harmony System. Vom Gipsabdruck bis zur ersten Anprobe.

Zum Anschauen wird das Flash-Player Browser-PlugIn benötigt.
Ihr findet ein (hoffentlich) für Euer Betriebssystem passendes auf der Website von Adobe.

http://www.adobe.com/shockwave/download

Da man ja auch als erfahrener Anwender nicht unbedingt sieht, was da in der Werkstatt so gewerkelt wird, war`s für mich am Tag der Zertifizierung ein interessanter Einblick.

Viel Spaß beim anschauen.

LG, Bär

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Fotoserie

Beitrag von charley » Di Feb 12, 2008 09:12

Hallo Bär,

deine Fotoserie ist sehr eindrucksvoll und interessant. Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt.

Viele Grüße
Charley
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Beitrag von bär » Fr Feb 15, 2008 17:53

[font=Comic Sans MS]Hallo allerseits,

hier kommt die Fortsetzung der Fragen und Antworten zu speziellen Gesichtspunkten der Anwendung des Harmony-Systems.

Liner/ Kniebeugung / Kniekappe

F: Welche Kniebeugung ist im Sitzen möglich ?
Ca. 70° sind möglich. In der Bewegungsfreiheit ähnlich und wie bekannt von Pin/Lock- Systemen. (*Nachdem wir die Höhe des hinteren Schaftrandes etwas verringert haben, sind für mich ca. 80° Beugung alltagstauglich leicht machbar. Somit auch beim Treppensteigen unproblematisch.)

F: Passt sich die Kniekappe mit der Zeit ans Bein an (Verformung)?
Die Kniekappe wird durch Gebrauch mit der Zeit etwas nachgiebiger (bzw. leiert aus).
Die Lebensdauer/ Haltbarkeit liegt irgendwo zwischen 3Monaten und einem dreiviertel Jahr. Es kommt ganz auf den Anwender bzw. auf die Beanspruchung an. (Gleiches gilt in Bezug auf den Liner)
Eine neue Kniekappe oder Liner gibt’s wie gewohnt auf Rezept beim Orthotechniker ihres Vertrauens. Lieferzeit ca. drei Tage. Kosten für die Krankenkasse für eine Kniekappe liegen so ca. bei moderaten 100€.
Da man mitunter schnell eine Kk. haben möchte, wenn die Alte kaputt ist, empfiehlt es sich schon bald eine Ersatzkniekappe anzuschaffen. Ansonsten müsste man so lange auf Harmony verzichten.

F: Muss die Kniekappe immer in gleicher Stellung angezogen werden (Arretieren gegen Rotation)?
*Hier gibt’s zum Teil widersprüchliche Argumente:
Zum einen sind die Kniekappen der neuesten Generation im Kniebereich vorgebeugt (geschätzte 30°).
Dies macht das Kniebeugen leichter. Um diesen Effekt richtig zu nutzen macht eine feste Traghöhe und Rotation Sinn.
*Aber da es vorher jahrelang ohne diese spezielle Vorbeugung ging, sollte dies zum Tragen nicht zwingend notwendig sein.
Die heutigen Kniekappen sind am unteren Enden verstärkt, um optimale Auflage am Außenschaft und somit Dichtigkeit zu gewährleisten. Eine zusätzliche Arretierung am unteren Ende durch zB. Einmachgummis ist mittlerweile nicht mehr notwendig.
Auch ein ungewolltes Hochrollen der Kk. beim „Hose-Hochziehen“ ist mit dieser Generation von Kk. kein Thema mehr.
Zum anderen sagte mir der Techniker von Bock, das man die Kniekappe oben bedenkenlos kürzen könne (wenn zB. Hautreizungen im oberen Randbereich der Kk. Auftreten). Zur Gewährung der Dichtigkeit seien wenige Zentimeter Auflage (der Kk. Auf dem Liner) ausreichend.
*Die besagten Hautreizungen treten bei mir zZt. auf. Ich verschiebe dann vor dem Anlegen der Prothese die Kk. Um ein paar Zentimeter nach oben oder unten, um den beanspruchten Bereich zu verlagern und wende Abends oft die „Repair“ -Creme von Bock an (Tagsüber gelegendlich die "Prevent"-Creme. Bin mir bislang noch unsicher, ob wir die Kk. kürzen sollen, oder nicht.
In einem von Andis Beiträgen schreibt er, dass er die Funktionstüchtigkeit der Kniekappe aufrechterhält, indem er Sie bei Auftreten einer Undichtigkeit (Loch/Riss) soweit nach unten verschiebt, das die entsprechende Stelle in einen Bereich unterhalb der fürs Abdichten relevanten Zone verschoben wird. – Ein gutes Argument, das natürlich nur funktioniert, wenn man die Kk. nicht von Anfang an so kurz wie möglich stutzt.
*Welche Länge nun also die richtige ist, gilt es selbst auszuprobieren und zu philosophieren.

F: Was tun wenn durch Bewegung eine Luftblase unterm Liner ist?
Rausstreichen der Luft ist nach meiner Erfahrung zwar auch möglich ohne die Hose ausziehen zu müssen. Aber nach einigen Stunden auf der Arbeit oder bei einer Wanderung ab Kilometer vier (wenn schwitzen und dauernde Bewegung zusammenkommen), ist nach wenigen Schritten die Luft dann schon wieder drin.
Auf der Arbeit kein Problem: Schnell mal auf der Toilette die Kniekappe abrollen und den Liner ein Stück nach oben ziehen. Beim wieder hoch rollen der Kk. auf guten Sitz achten. Fertig. (Passiert nicht immer, und wenn, dann reichte bislang 1x hochziehen pro Arbeitstag).
Auf ´ner Wanderung sieht’s da schon schlechter aus (zumindest wenn man Hemmungen hat die Hosen runter zu lassen xD) Ist Luft im Liner, strömt diese bei jedem Schritt zB. am Knie vorbei und wieder zurück. Dies kann mit der Zeit, das nervige „Furzgeräusch“ verursachen, das auch bei anderen Linersystemen zuweilen vorkommen kann.
Extra Trockenlegen musste ich den Stumpf bislang noch nicht um wieder Haftung zu bekommen. Bin mal gespannt wie`s damit im Sommer aussieht. Habe mich vorsorglich schon mal mit einem Antitranspirant ausgerüstet. Es aber bislang noch nicht getestet.

F: Welches Antitranspirant wird empfohlen?
Muss jeder selber ausprobieren. Hängt mit dem jeweiligen Hauttyp zusammen. Beratung gibt’s beim Orthotechniker oder bei der Fußpflege.

F: Wenn mehr Beugung benötigt wird (zB. zum Schuhe anziehen) oder zur Entlastung bei langer Autofahrt, ist es dann sinnvoll Unterdruck abzulassen?
Dies wird nur selten gebraucht werden. Im Falle des Falles lässt sich auch mit angezogener Hose, der Liner samt Kniekappe anheben um Luft hineinzubringen (aber nur, wenn die Kniekappe dafür kurz genug ist).
*Bislang bin ich gut ausgekommen ohne diesen Handgriff tun zu müssen. Sitzen ist problemlos. Auch im Auto recht bequeme Stumpfbettung. Das Schalten bzw. „Kupplung treten“ ist einfacher geworden, da die Harmony- Prothese besser anliegt und somit in alle Richtungen weniger wackelt (und präzisere Rückmeldungen gibt über den ausgeübten Druck), was den Tritt aufs Pedal sicherer macht.
Auch beim Quadfahren gibt’s kein Problem, obwohl ich dabei die Beinposition (bei ca.80° Beugung) meist gar nicht verändere.
Schuhe anziehen geht genauso gut oder schlecht wie mit anderen Versorgungen. Eine Sache der Gewohnheit.

F: ist Hinknien möglich? (zB zum Ofen befeuern/ Reifenwechsel am Auto etc.)
Die Kniekappe ist gerade am oberen Schaftrand verletzlich. Sich auf das Prothesenknie hinzuknien ist also mit Vorsicht zu genießen.
Zwei Dinge kann man aber tun, wenn man sich doch knien möchte.
1. Die Schaftrandkante nach Außen hin abpolstern (zB. mit härterem Schaumstoffmaterial, oder auch dickem Leder).
2. Hab ich mir aus der Gartenabteilung vom Baumarkt eine „Kniehilfe“ besorgt. Das ist eine ca. Din A4 große Schaumstoffplatte mit Griff, welche man als Polster zum Hinknien auf den Boden legt (Feine Sache; kostet ca. 3€).
Wie schon von Andi erwähnt, macht das Abpolstern vom Schaftrand nach Außen hin generell Sinn um Rissbildung aufgrund Kollisionen mit zB. Tischbeinen o.ä. zu vermeiden.

F: Hygiene für Stumpf, Kniekappe und Liner
Aufgrund des Schwitzens des Stumpfes im Liner sollten der Stumpf und der Liner täglich mit Wasser und ph-neutraler Seife gereinigt werden.
Hierbei spielt auch die Struktur des Linermaterials eine Rolle. Der Schweiß dringt dem Liner sozusagen ein Stück weit in die Poren. Aus diesem Grund wird auch geraten, den Liner zumindest für ein par Stunden richtig austrocknen zu lassen (in der Regel geschieht dies über Nacht).
Die Kniekappe braucht an für sich keinen hohen Pflegeaufwand. Es reicht normalerweise aus, den Bereich, welcher am Oberschenkel auf der Haut aufliegt, gelegentlich mal mit milder Seife und Wasser zu reinigen.

F: Was gibt’s beim Anziehen des Liners zu beachten?
Wie bei anderen Linern sollten Beschädigungen des Materials vermieden werden. (Also nicht übermäßig dehnen oder ziehen oder mit scharfkantigen/ spitzen Flächen in Kontakt kommen lassen. ZB. auch darauf achten, das lange Fingernägel die Oberfläche des weichen Liners einritzen können).
*Der Harmony-Liner ist gegenüber Beschädigungen empfindlicher als andere mir Bekannte, da die Polyuretanmischung des Materials zwar sehr dehnbar und nachgiebig gegenüber Druck ist (Thema „Fließverhalten“). Damit verbunden aber auch eine sehr weiche und somit verletzliche Oberfläche hat, welche einschneidende Krafteinwirkung verhältnismäßig wenig verträgt.
Wie ein rohes Ei muss man den Liner aber auch nicht behandeln. Ein wenig gesunde Vorsicht reicht völlig aus.
Das Fließverhalten des Liners und damit die optimale Anpassung an den Stumpf ergibt sich erst wenn er sich der Körpertemperatur angenähert hat. Das heißt in der Praxis, das ich morgens (wenn es zB im Winter, im Schlafzimer etwas kühler ist) nach ca. einer halben Stunde Tragezeit, die Kniekappe noch mal runterrolle um den Liner etwas nach oben zu ziehen. Danach passt es dann richtig (Zuvor mangelt der Tragekompfort durch Lufteinschlüsse).
Andi nimmt den Liner beim ersten Weckerklingeln für ein par Minuten ins warme Bett; auch das funktioniert.
Nachdem ich zum Schlafengehn die Prothese abgelegt habe, bringe ich auf den noch angelegten Liner ausreichend Talkumpuder auf und verreibe ihn rundum. Danach rolle ich den Liner ab und hänge ihn auf den Ständer (Kunststoffstempel vom OrthoTechniker) für die Nacht. Aufgrund des aufgetragenen Puders, lässt sich der Liner morgens beim Anziehen leichter über den Stumpf abrollen.
Statt Puder kann man auch die Pflegecreme für Tech- Liner von Bock nehmen. Habe ich persönlich noch nicht ausprobiert, aber wurde hier im Forum weiter vorne erwähnt. Bin selbst aber mit der Pudervariante recht zufrieden (vermute mal, das die Creme auch teurer wäre).
Meine Empfehlung ist: selber ausprobieren.

F: Gibt es so etwas wie Langzeitfolgen oder –schäden durch den Unterdruck im Stumpfbereich?
Es sind keine Probleme bekannt. Der Unterdruck wirkt nicht direkt auf die Haut, sondern zwischen Schaft und Liner (dazwischen sorgen Baumwollstrümpfe und/oder PU-Spots für Passgenauigkeit). Eventuelle Druckstellen kriegt nicht der Stumpf, sondern aufgrund des Fließverhaltens, der Liner.
Es könnte sein, dass der Stumpf durch den Unterdruck, so eine Art partiellen Knutschfleck bekommt. Dies kann zB. am Stumpfende passieren, wenn das Stumpfvolumen abnimmt und der Stumpf sich dadurch am Ende verkürzt. Wenn ein zu großer Spalt zwischen Stumpfende und Schaftboden besteht, wird der Stumpf dort hineingesaugt (daher „Knutschfleck“).
Zum Ausgleich genau dieses Problems dienen die PU- Spots aus dem „Fit-Kitt“ (siehe oben).
Zur Zeit trage ich selbst Einen, welchen ich mir einfach unten, mittig in den Schaft lege, bevor ich in den Schaft schlüpfe.
Insgesamt hat der Stumpf im Harmony- System mehr Platz (keine Zweckform mit Solldruckpunkten). Der Stumpf wird besser durchblutet (und zwar gleichmäßig, rundum).
Sollte beim Tragen etwas nicht richtig passen, kann man das gut an der Stumpftemperatur feststellen. Wenn ich den PU- Spot nicht einlege, habe ich unten keinen Kontakt und eine schlechtere Durchblutung. Das Stumpfende fühlt sich dann kalt an (so wie vorher bei anderen PinLock- Systemen meist der ganze Stumpf war), im Gegensatz zum warmen Rest.
Sollte es also ganz allgemein zu Rötungen oder gar Druckstellen kommen, die sich mit dem „Fit-Kitt“ nicht entlasten lassen, sollte die Passform vom Schaft überprüft werden.
*Nach nunmehr gut 4 Wochen persönlicher Erfahrung halte ich diese Art der Versorgung, für das Beste, was meinem Stumpf seit langem passiert ist. Wunde Stellen sind verheilt. Wenn überhaupt, dann treten neu nur ganz geringe Minientzündungen (Haarwurzelreizungen) auf, die gleich wieder abheilen. Keine Druckstellen mehr. Keine Schmerzen. Durchblutung der Haut ist deutlich besser. Haut fühlt sich besser an; wirkt widerstandsfähiger.

So, das wär`s für den Moment. Ich hoffe, das die Fragen und Antworten dem Einen oder Anderen bei der Entscheidungsfindung helfen können, wenn`s um eine Neuversorgung geht.
In nächster Zeit werd ich eine weitere Fotoserie ins Online-Album stellen um die aktuellen Komponenten des Harmony-Systems genauer zu zeigen. In der Folge werd ich für alle Interessierten gelegentlich berichten, wie der Stand der Dinge ist. Über evtl. auftauchende Probleme und Lösungen; über Vor- und Nachteile im Alltag aus meiner Sicht berichten.

@charley: Danke für die Blumen xD,

So long und LG,
Bär[/font]

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Beitrag von bär » So Feb 24, 2008 14:04

[font=Comic Sans MS]Hi @ alle,

Das Stumpfvolumen nimmt bei mir seit Harmony in geringem Maße, aber kontinuierlich ab. Der Weichteilüberhang hat sich leicht verkürzt und gestrafft.
Auch treten die knöchernen Strukturen insgesamt etwas markanter zutage. Durch Volumenverringerung wurden die anzulegenden Strümpfe mit der Zeit dicker.
Aktuell habe ich wieder guten Endkontakt; mit dickeren Strümpfen. Einen PU-Spot am Stumpfende brauche ich momentan nicht mehr.

Das von früher bekannt-nervige rumdocktern mit verschiedenen Stumpfstrümpfen, bei Volumenschwankungen im Tagesverlauf hat sich mit dieser Versorgung erledigt.
Bislang hab ich so ca. 1x pro Woche durch ausprobieren herausfinden müssen, welche Strumpfkombination bei dem veringerten Volumen gut passt.
Wenn`s dann mal passt, passts von Morgens bis Abends. Volumenschwankungen im Tagesverlauf gibt’s keine mehr.

Aufgrund des Volumenschwunds ist die Passform natürlich nicht immer optimal. Bei mir kam es dann zB. dazu, das die Sehne im Bereich vom Kondülenköpchchen beim Gehen Druck bekam, was zu einem unangenehmen „springen“ der Sehne führte. Auch hatte der Nerv in dem Bereich mal Druck, wodurch das Stumpfende dann „einschlief“. In diesen Fällen war`s dann jeweils an der Zeit eine neue passende Stumpstrumpfkombination ausfindig zu machen, oder einen PU-Spot einzusetzen.

Die gelegendlich auftretenden Entzündungen an Haarwurzeln (ca. 1xpro Woche/ ein kleiner Pickel) sind nach ein bis zwei Tagen immer wieder weggegangen.
Nur ein mal war so eine Stelle überhaupt zu spüren, während ich die Prothese trug.

Insgesamt bin ich mit extremen Belastungen für die Prothese vorsichtig, da es ja noch der Probeschaft ist. Zudem ist das Gerät ja nicht für den Einsatz zum laufen und springen gedacht (für Volleyball oder Fußball als Sport oder fürs Joggen gibt’s besser geeignete Versorgungen).
Der normale Alltag funktioniert aber prima. Ich kann eins von meinen Kindern auf einem ausgedehnten Spaziergang kilometerlang auf den Schultern tragen, ohne Gehprobleme zu bekommen. Ich lebe entspannter und bin auch psychisch lockerer geworden, weil mich „der Schuh nicht mehr drückt“ xD

Wenn der Fuß und alles andere richtig eingestellt ist und die Höhe der Prothese passt (versch. Stumpfstrümpfe), dann passiert auch mir das kleine Wunder, dass das Standbein beim Stehen auf die Prothesenseite wechselt (bin oft noch verwundert, wenn ich diese unbewusst vollzogene Verlagerung bemerke).

So long und LG,
Bär
[/font]

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Beitrag von Andi » So Feb 24, 2008 19:56

Hallo,

herzlich willkommen Bär. Schön, daß du meine guten Erfahrungen bestätigen kannst und dazu auch noch so schreibwütig bist.

Mein Folgeschaft ist inzwischen auch fertig und in täglichem Gebrauch. Hatte aber etwas scherereien damit bis ich zum jetzigen Ergebnis kam.
Der neue Bock Liner, den ich jetzt verwende, hat nur die halbe Wandstärke wie der Tec Liner von früher. Außen am Wadenbeinköpfchen hab ich so eine "prominente" Stelle die durch die Volumenabnahme nuch stärker hervorgetreten ist. Bewegungen zwischen Schaftwand und diesem Knochenpunkt wurden vorher durch den dicken Liner geschluckt.

Trotz mehrmaliger Passformkorrektur sogar im fertiggegossenen Carbon-Schaft !! trat das Problem immer wieder auf. Jetzt habe ich nachträglich !! einen weichen PU-Spot aus dem Fit-Kitt an der Stelle im Schaft eingebaut und jetzt passt es!

Ansonsten ist die Kniebeugung mit dem dünneren Liner leichter und größer. Außerdem kriecht, durch die bessere Passform, die Kniekappe nicht mehr hinter die Nase im Beugeausschnitt, auch eine Verbesserung.

Ich habe diesmal auch mit Holzansatz und Hartschaum im Aufbau etwas axial verschoben und die Harmonie-Pumpe senkrechter in die Aufbaulinie gebracht. So ist jedenfalls bis jetzt noch kein "Harmonyknacken" aufgetreten und ich denke, die Komponenten arbeiten Verschleißminimierter. (kleine Info an die Profi´s und ex-Kollegen)

Alles klar, dann weiter viel Spass
MFG Andi
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Beitrag von bär » Di Mär 11, 2008 11:32

[font=Comic Sans MS]Hallo @ alle,

habe zZt. ein par unliebsame Druckstellen im Bereich des seitlichen/hinteren Schaftrandes auf der Innenseite.
Der O.T. hat die scharfkantige Kante (Probeschaft) geglättet. Jedoch sind die Stellen noch nicht ausreichend entlastet.

Aufgrund der guten Durchblutung heilt so eine offene Stelle zwar über Nacht fast ganz ab, aber verschwunden sind die Stellen noch nicht.
Mein Stumpfvolumen nimmt weiterhin langsam aber kontinuierlich ab, weshalb ich gelegendlich mit PU-Pad am Schaftende bzw. dickerer Strumpfkombo hantiere.

Werde mir demnächst eine weiche Bürste besorgen um den Liner besser reinigen zu können. Von Hand abspülen reicht nicht aus. Zumindest entwickelt der Liner auf seiner leicht porösen Oberflächenstruktur Stellen, wo sich Verunreinigungen festsetzen.
An den Stellen, wo der Liner vom Schaftrandverlauf (dauerhaften) Druck bekommt bildet sich eine Kante und dort in die offenen Poren setzten sich Schmutzpartikel fest.

Würde gerne mit dem Definitivschaft beginnen. Das macht aber erst Sinn, wenn das Volumen sich stabilisiert hat.

Die zweite Bilderserie ist online:

[glow=yellow]http://harmony-fotos.magix.net/ [/glow]
Die Fotos zeigen schrittweise, wie die Prothese angelegt wird und erläutern das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten.

Zum Anschauen wird wieder das Flash-Player Browser-PlugIn benötigt.
Ihr findet ein (hoffentlich) für Euer Betriebssystem passendes auf der Website von Adobe.

http://www.adobe.com/shockwave/download [/font]


So long und LG,
Bär

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Beitrag von bär » Mi Apr 30, 2008 10:40

[font=Comic Sans MS]Hallo @ Alle,

Hier kommt mein Verlaufsbericht der letzten Harmony- Wochen:

Nach Umstieg von der vorigen Liner/Pin Versorgung auf das Harmony System, hat mein Stumpfvolumen langsam, aber kontinuierlich abgenommen.
Diese Volumenabnahme hat bei mir ca. zwei Monate angehalten und ist nun stagniert.
Das bedeutet, das in der nächsten Zeit (sobald der OT mit seiner Arbeit hinterherkommt), der Definitivschaft und die entgültige Versorgung angegangen werden können.
Für die Kosmetik hab ich mir schon mal auf ebay ne peppige Kinderleggins ersteigert. Das Angebot der Versandhäuser ist zur Zeit ziemlich mau. Entweder unifarben, geringelt oder wenn gemustert, dann im Girli-look.

Es gab noch mal kleinere (beim Tragen nur wenig spürbare) Druckstellen/ Haarwurzelreizungen. Zum einen im Bereich Knie/Schaftrand, des weiteren im vorderen Schienbeinbereich (wo zu viel Verdrehung im Schaft möglich war).
Beides lies sich in wenigen Tagen und anhaltend kurieren. Dazu jeweils die Dicke der Stumpfstrümpfe überprüft und auf der Haut die Repair-Creme 1-2x verwendet.
Im Bereich der Druckstelle im Schienbeinbereich (zu viel Platz) = Pad bis zum abheilen aufgelegt.

Aktuell hab ich den kleinen Pad wieder am unteren Ende in den Schaft eingelegt, weil das Stumpfende beim Ausziehen kalt war. Nun ist`s wieder warm. Stattdessen könnte ich wahrscheinlich auch neue Stumpfstrümpfe verwenden. So lange bis sich die Baumwollfasern der dicken Frotteestrümpfe wieder zusammengepresst haben und das ganze von vorne losgeht. Da der Pad sich nicht negativ bemerkbar macht, bleibt`s nun erst mal so.

Als ich bei der Arbeit plötzlich ein schwammiges Gehgefühl bekam, war ich ziemlich verunsichert, was los ist. Beim Probelaufen mit der Erstversorgung hat sich mal am Fuß eine Schraube gelockert; und so ähnlich, wie bei der Geschichte, fühlte es sich jetzt auch an.
Also gleich zum OT gefahren. Diagnose dort dann interessanterweise nicht wie gedacht (irgendwas mit dem Fuß oder der Dämpfung), sondern: Kondenswasser im Schlauchsystem der Unterdruckpumpe. Repariert war die Sache schnell: einfach Schläuche abgezogen und alles mit Druckluft ausgeblasen. Fertig. Gehgefühl wieder einwandfrei.
Bleibt zu hoffen, das dies nicht häufiger vorkommt, denn gegen Kondensation von Feuchtigkeit aus der Luft, lässt sich da wohl kaum was machen. Da auf der Arbeit auch ein Druckluftanschluß vorhanden ist, könnte ich mir aber immerhin selber helfen.

Die prognostizierte Schwachstelle „Kniekappe“ erweist sich bislang als ausreichend stabil und belastbar. Ich trage sie normalerweise immer in der gleichen Stellung (um die Vorbeugung im Kniebereich auszunutzen), die Belastung am Schaftrand trifft also seit gut einem Vierteljahr den gleichen Bereich und bislang gabs da noch keine Risse oder sonstigen Materialbeschädigungen.
Es hat zwar ca. 4 Wochen gedauert, bis die Kk im Oberschenkel und im Kniebereich durch Materialermüdung etwas nachgiebiger und weicher wurde, seitdem jedoch ist der Tragekomfort einwandfrei. Wenn das so bleibt, denke ich, das man die Kk auch von Beginn an auf die benötigte Länge kürzen könnte. Die nächsten Monate werden es zeigen.

Etwas weniger langlebig scheint mir der Liner zu sein. Es sind Oberflächenrisse auf der Innenseite aufgetreten die zum Teil so ca. bis zur Hälfte der Materialstärke durchgehen. Neben dem schon zuvor beschriebenen Effekt, das sich dort Schmutzpartikel festsetzen, wird so ein Riß, irgendwann mal ganz durchgehen und somit ein neuer Liner erforderlich werden.
Nachdem es mir anfänglich rätselhaft war, wie es auf der Innenseite zu Rissbildung kommen kann, hat mein OT das Rätsel nun gelöst: Die Risse treten da auf, wo das Material im Kniegelenk (Knieinnenseite) durch die Beugung nach innen überstreckt wird.
Bleibt mal abzuwarten, wie lange der Liner da noch standhält.

Ansonsten gab`s dann mal noch das Problem von anhaltenden Rückenschmerzen aufgrund schlechterem (härterem) Abrollverhalten des Prothesenfußes, den wir von der vorigen Prothese übernehmen wollten. Nach Umstellung auf einen weicheren Fuß sind die Probleme verschwunden.
Muß man in der Praxis sicherlich im Einzelfall ausprobieren; bei mir ist das Fazit aber klar: bei Harmony ist ein weicherer Fuß besser.

Insgesamt bin ich immer noch sehr zufrieden mit dem Harmony System. Vor allem weil Druckstellen eben kaum noch auftreten und hierdurch bedingte Schmerzen der Vergangenheit angehören. Die bessere Beweglichkeit ist natürlich auch genial.
Zwischendurch hab ich mal für einen halben Tag die Ersatzprothese (die Vorige, mit Liner/Pin) getragen. Ich kann nur sagen: Katastrophe…. :evil: ….hoffentlich brauch ich die nie wieder.

Nun wo`s wärmer wird, werden die nächsten Monate noch zeigen, wie`s mit dem Thema Schweißbildung – Haftung/Tragekomfort aussieht. Habe mich schon mal mit einem Antitranspirant gewappnet und berichte dann bei Gelegenheit von meinen Erfahrungen.

Drückt schon mal die Daumen, das der neue Schaft was wird :wink:

Schönen Gruß und bis demnächst,
Bär
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Re: Anregungen und Fragen zum Harmony-System von Otto Bock

Beitrag von bär » Do Mär 19, 2009 14:07

So ihr lieben,
`s wird Zeit für den Jährlichen Verlaufsbericht.

Meine anfängliche Euphorie zum Harmony System hat sich mittlerweile etwas gelegt.
Das System ist kein Allheilmittel und Bedarf auch immer wieder mal Korrekturen in der OT Werkstatt,
wie andere Systeme auch.
Insgesamt aber bleibt zu bemerken, dass Haarwurzelentzündungen weiterhin viel weniger (weniger schlimm) auftreten und ich somit weniger Schmerzen habe und deutlich weniger Krankmeldungen nötig waren im Jahresverlauf.

Volumenschwankungen bleiben im Jahresverlauf Thema.
Auch beim Harmony lassen sich zumindest bei mir, temperaturänderungsbedingte Volumenschwankungen nicht ganz vermeiden.
Um die Passform anzugleichen war viel Ausprobieren nötig (Strumpf an, Strumpf aus - Pad rein, Pad raus usw..).
Eine zeitlang ging das auch, aber irgendwann mußte dann doch der OT ran um ein par Pelotten am Innenschaft anzubringen.

Mittlerweile sind wir an dem Punkt, wo entweder die Pelotten vergrößert werden müssten, oder wie der OT meint evtl ein neuer Schaft gemacht werden sollte.

Die Kniekappen beweisen sich weiterhin als Haltbar. Die Liner jedoch büßen ihre Fließeigenschaften nach 2-3 Monaten Dauergebrauch langsam ein. Nach weiteren 2-3 Monaten beginnt das Material sich teilweise abzulösen (Splissbildung).

Problematisch beim Verlust der dämpfenden Eigenschaften des Liners ist, das sich dies an für sich durch nichts anderes gleichwertig Ausgleichen lässt. (Eine in alle Richtungen flexible Dämpfung direkt auf dem Stumpf kann nun mal die in Richtung und Intensität Wechselnden Belastungen am besten bewältigen)

Idealerweise sollte man sich also alle 3 Monate einen neuen Liner gönnen. Jedoch zahlt die Kasse den Liner erst nach ca 1/2 Jahr, weshalb man sich diesen Luxus erst mal leisten können muß.

Bin mir da Momentan selbst noch nicht schlüssig wie ich mit diesem Problem umgehn werde.

Schönen Gruß an alle Leser,
Bär

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