PEDELEC:verstellbare Sattelstütze

Antworten
Fontane
Anwender
Beiträge: 2
Registriert: Di Jul 13, 2010 18:15
Postleitzahl: 24582
Land: Deutschland

PEDELEC:verstellbare Sattelstütze

Beitrag von Fontane » Do Aug 05, 2010 20:31

In meinem Beitrag zum Radfahren für Oberschenkelamputierte (s. http://www.osa-forum.de/viewtopic.php?f=33&t=420) habe ich von einem bestimmten Manko gesprochen und dazu Folgendes geschrieben:

„Da die Sattelhöhe so eingestellt werden muss, dass beim Anhalten die Fussspitze Bodenkontakt hat, entfällt die optimale Positionierung des Beins beim Tretvorgang und die Extremität bleibt unterhalb ihres Leistungsvermögens. Mit Rücksicht auf die Verkehrssicherheit muss man das in Kauf nehmen.“

Als ich das niederschrieb, wusste ich noch nicht, dass sich auch für dieses Problem eine Lösung finden würde. Irgendwann, genau weiss ich das gar nicht mehr, stiess ich auf die verstellbaren Sattelstützen. Eine Sattelstütze ist das Rohr, auf dem der Fahrradsattel befestigt ist. Sie findet Platz ist in einer Rahmenöffnung, die sich an typischer Stelle befindet. Normalerweise kann das Rohr mit dem Sattel nur nach Lösen einer Schraubenmutter auf oder ab bewegt werden. Das ist jedoch im Alltag nicht erforderlich.

Anders ist das bei Mountainbike-Fahrern, die gern unterschiedlich hoch sitzen mögen. Und zwar dann wenn es mit hoher Geschwindigkeit über Stock und Stein bergabwärts geht. Ein hochsitzender Fahrer hat zugleich den Nachteil eines hochliegenden Schwerpunktes, der zum Beispiel eine zunehmende Überschlagssgefahr bedeuten kann. Absteigen, Schrauben und Absenken des Sattels kosten jedoch Zeit, die im Wettkampf nicht gegeben ist.

Zum schnellen Absenken gibt es aber Geräte, die technisch relativ einfach konstruiert sind. Man kann sie entweder über einen Hebel, der unterhalb des vorderen Sattels angebracht ist, bedienen oder vom Lenker aus über einen Bowdenzug auslösen. Die Verstellmöglichkeiten liegen dabei zwischen 7 und 12cm. Die Sattelstützen haben ganz unterschiedliche Durchmesser, die auf den Stützen angegeben sind; zum Beispiel 27,2mm oder 29,6mm aber auch 31,1mm.

Natürlich habe ich zunächst falsch bestellt, da ich annahm, das angebotene Mass sei Einheitsmaas. Auch das billigere Modell mit dem Hebel unter dem Sattel war nichts für mich. Einhändig zu fahren ist mit meiner Behinderung nur ganz kurz möglich, gestattet auf keinen Fall den Griff nach dem Hebel und erst recht nicht seine Bedienung. So habe ich das eigentlich schöne Gerät namens KIND SHOCK returnieren müssen, was anstandslos möglich war (AMAZON).

Meine Rettung war der GRAVITY DROPPER, ein USA-Produkt, das als einziges den gesuchten Sattelstützenduchmesser von 27,2mm aufwies. Da ich mir grosse Erleichterung von seinem Erwerb versprach, gab ich die rund 270$ dran, die das Teil kosten sollte. Es bietet sich in zwei Stellungen an nämlich einmal oben und dann unten. Dazwischen liegen 10cm Höhenunterschied. Die Montage war einfach. Lediglich der Bowdenzug erwies sich für meine Zwecke als zu kurz und hängt nun mittig baumelnd über den unteren Rahmenpartien. Ich war gespannt auf meine erste Ausfahrt.

Auch einen neuen Sattel hatte es gegeben. Von seiner schlanken Form versprach ich mir eine weitere Reduktion der Berührungsprobleme mit den sattelnahen Anteilen des oberen MAS-Schaftes, der ja den Schambeinast unterstützt und dessen Kontakt mit dem Sattel daher unvermeidbar ist. Um das Bewegungsausmass (Auf/Ab) an diesem Punkt weiter zu reduzieren, habe ich gleichzeitig noch einmal die Versehrtenkurbel verstellt.

Die Fahrt konnte beginnen. Der Verstellmechanismus funktionierte vom Lenker aus einwandfrei. Mal sass ich oben dann wieder unten. Da mir Oben vom Gefühl her vielleicht doch etwas zu weit oben erschien, beschloss ich, das System um 2cm abzusenken. Zudem war die Prothese fast gestreckt wenn ich oben sass. Ich kam dann schlecht über den unteren (toten) Punkt hinweg und der gleichmässige Bewegungsfluss war gestört.

Als ich das alles ausprobierte, geschah etwas, was mich zum Absturz brachte. Ich hatte die Prothese soweit gestreckt, dass der Feststellmechanismus einrastete und das Bein dauersteif stellte. Als ich links trat, stieg ich folglich rechts in die Höhe und verstand auf die Schnelle noch nicht, wie es dazu kommen konnte. Dann fiel ich zurück und der Rücktritt bremste mich jäh aus, bis ich stand. Langsam und von sehr hoch oben fiel ich seitlich zu Boden. Zum Glück hatte ich den Grünstreifen links angesteuert und fiel daher relativ weich. Die jetzigen Einstellungen werden mich von einer Wiederholung bewahren. Ich bin froh, dass mir das so früh passiert ist und nicht irgendwann unter ungünstigeren Bedingungen.

Morgen geht es in Begleitung auf einen grösseren Ausflug. Ich verspreche mir einen Qualitätsgewinn durch die verstellbare Sattelstütze und einen physiologisch wertvolleren Bewegungsablauf des linken Beins. Vom neuen superschmalen Sattel erhoffe ich mir noch weniger Berührungsprobleme mit meinem MAS-Schaft. Ein übriges soll noch einmal die Verstellung der Versehrtenkurbel an gleicher Stelle leisten. Man wird sehen.

FONTANE

Antworten