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Gehschule oder nur Training?

Verfasst: Mi Mär 14, 2012 12:55
von Ina1983
Hallo,

nur mal kurz zur Thematik:
Unser Sohn Elias ist bds. unterschenkelamputiert und soll nun in der Reha auf die Prothesen gebracht werden.
Er ist davon aber nicht begeistert. Er meint, die Prothesen jucken, das ist alles soooo anstrengend und überhaupt ist er ja aufm Popo oder
auf den Knien ebenso schnell wie sein 2-jähriger Bruder.

Nun ist es in der Rehaeinrichtung so, dass sie ihn an 3 Tagen in der Woche für eine Stunde auf die Prothesen stellen und meinen,
das reiche für die Gewöhnung.
Meiner Meinung wird Elias Abneigung und vor allem seine Akzeptanz gegenüber den Prothesen nie verschwinden, wenn wir nicht
ganz fix diese Mauer in seinem Kopf einreißen.

Nun meine Frage:
Wie läuft eine Gehschulung ab?

Liebe Grüße
Ina

Re: Gehschule oder nur Training?

Verfasst: Mi Mär 14, 2012 23:13
von boerni
hmm, bei euch ist das schwieriger, weil ja die Intoleranz bei den Prothesen dazukommt.



Meine Gangschule in der Reha bestand aus Kräftigung der Muskulatur, zusätzlich wurde 2h pro Tag das Laufen geübt, Erst im Barren, dann auf Krücken, mittlerweile frei. Euer Sohn hat ein Riesenglück, dass er seine Knie noch hat, ohne die ist es (wie in meinem Fall) 100x schwerer.


Am Besten ist es vielleicht, wenn er andere Betroffene mit ihren Prothesen sieht...die sind nämlich fixer mit ihren Prothesen als ohne..aber Leute mit Doppelte Unterschenkelamputation kenne ich nur aus Hannover.

Re: Gehschule oder nur Training?

Verfasst: Do Mär 15, 2012 08:50
von Ina1983
Vielen Dank für deine schnelle Antwort.

Hmmh, ja, ich denke, die Abneigung kommt daher, dass er sich einfach noch nicht daran gewöhnen konnte.
Es bringt ihm ja auch nicht viel, wenn Sie ihn 3x die Woche für eine Stunde draufstellen. Ich erkläre mal, wie das abläuft.

Beispiel:
10:00 Abholung von der Station
10:10 Ankunft Im Therapieraum
Bis 10:30 Diskussion obs wirklich sein muss!
10:50 Auszug der Prothesen und zurück zur Station.

Genau genommen steht er also nur immer 20 Minuten auf den Prothesen, das macht also nur 60 Minuten pro Woche!

Wie soll er sich also so an die Prothesen gewöhnen?

Es ist ja auch so, dass er sich immer ärgert, wenn andere Kinder draussen spielen und er net mit raus kann, weil die Kids auf Turngeräten rumturnen.
Er sieht also schon die Nachteile und wir erklären ihm dann, dass er das alles mit Prothesen könnte.

LG
Ina

Re: Gehschule oder nur Training?

Verfasst: Fr Mär 16, 2012 13:45
von Olli_D
Tja Ina,

Boerni hat das schon ganz gut beschrieben.
Ich sehe momentan nur, dass sich Dein Elias dagegen wehrt. Vielleicht schämt er sich ja auch wegen der Prothesen. Ich habe in Deiner begrüßung schon mal geschrieben, dass ich es für sinnvoll erachte, wenn Dein Junge mit anderen Kindern zusammen kommt. Die können ihn evtl. motivieren, die Dinger anzuziehen. Ich zieh mich auch immer an den Videos hoch, die ich im Netz so sehe. Letztens war ich in einer Fachklinik, in der der Physiotherapeut selber Oberschenkelamputiert ist. Mann was habe ich gestaunt, wie der mit der Prothese umgeht. Und so habe ich mir mein Ziel gesteckt.
In Deinem Fall ist es aber ein Kind. Ob der sich von Erwachsenen schon viel sagen lässt? ;)

Liebe Grüße und Kopf hoch

Oliver

Re: Gehschule oder nur Training?

Verfasst: So Mär 18, 2012 21:52
von Ina1983
Hallo Olli,

ich habe ja schon deinen Beitrag in der Vorstellung kommentiert.

Es ist einfach schwierig, die richtige Reha-Einrichtung zu finden.
Einerseits haben wir hier die hochspezialisierte Orthopädie-Reha-Einrichtung und andererseits die Kinder-Neurologie-Einrichtung.
Ich zähle mal die Vor-/ Nachteile auf.

Orthopädie-Reha
+ spezialisiert auf Orthopädie
+ eigene Gehschulung
- keine Kinder, eher "alte" Erwachsene (aus Sicht eines Kindes) mit neuer Hüfte und so.

Neurologie-Reha
+ spezialisiert auf neurologische Erkrankungen
+ ca 30 Kinder
- keine Erfahrung mit Amputationen
- keine Erfahrung mit den Hautverhältnissen
- Physiotherapeut nicht gesprächsbereit (zum jetzigen Zeitpunkt)

Bei der Wahl der Einrichtung spielte für uns die Kinderzahl eine sehr große Rolle. Elias ist ein kleines Kind und die Reha wird ihn lange begleiten.
Also sollte es schon sehr kinderfreundlich sein.

Wir sind nun also sehr hin- und hergerissen, gerade, weil Elias alleine in die Reha geht.
Ich bringe ihn morgens hin und fahre dann mit unserem kleinen Sohn (2) nach Hause.
Dieser schläft mittags noch und leidet natürlich auch sehr unter dieser ganzen Situation.
Elias kommt dann nachmittags mit dem Taxi nach Hause. Er will das so, weil die anderen ambulanten Kinder auch mit dem Taxi nach Hause fahren.
Während der Zeit zuhause erledige ich die normalen Dinge, kümmere mich um unseren anderen Sohn (2) und wasche Elias ganze Kompressionskleidung.
Der kleine Mann genießt diese Zeit mit Mama sehr, weil er in Anwesenheit seines Bruders und dessen ganzer Pflege meistens total untergeht.

So, nun habe ich alles beschrieben.

LG
Ina

Re: Gehschule oder nur Training?

Verfasst: Mo Mär 19, 2012 20:49
von Ina1983
So, heute war das Gespräch!

Es scheint wirklich so, dass Elias sich zu sehr gegen die Prothetik wehrt.
Er will es einfach nicht und sein Gehirn sagt ihm dann, dass die Stümpfe jucken.
Allerdings macht er ganz ganz kleine Fortschritte, es ist also nichts verloren.

Wir haben uns nun dafür entschieden, dass Elias dort weitermacht und wir das ganze
mit einem gewissen Abstand in ein paar Wochen nochmal betrachten.
In 8 Wochen finden erneut ein Gespräch statt, dann schauen wir, wie es weitergeht.

Es wird nun erstmal versucht, dem Juckreiz mit Medikamenten Abhilfe zu schaffen.
Da er sich aber zeitweise davon ablenken lässt, bekommt er teilweise noch Plazebos.

Wir schauen also, wie es weitergeht!

Danke erstmal für eure Hilfe.

LG
Ina

Re: Gehschule oder nur Training?

Verfasst: Di Mär 20, 2012 10:40
von Olli_D
Hallo Ina,

schön dass es erst einmal eine Lösung gibt.
Da hilft jetzt nur dran bleiben. Auch kleine Fortschritte sind doch auch ein Erfolg :)

Ich drück' die Daumen ...

Liebe Grüße

Oliver

Re: Gehschule oder nur Training?

Verfasst: Mi Feb 28, 2018 19:48
von AmpuKlaus
Hallo Ina

Ich bin neu im Forum und lese mir allmählich so viele Themen und Kommentare durch, wie ein Bücherwurm. Ich selbst OS amputiert (siehe Vorstellungen) habe bei 2 Rehas, oder wie man's schreibt, schon schlimme Arm-, Hand- und Beinamputationen gesehen.

Aber Kinder eine Welt für sich. Und wenn, wie bei Elias beide US fehlen dann ist es schlimm. Kinder sehen alles immer anders als Erwachsene.
Nun sind 6 Jahre vergangen. Wie hat sich Elias weiter entwickelt? Hat er die Prothesen angenommen? Kann er etwas rum flitzen?
Sorry, dass ich neugierig bin. Eine Kurzform wäre vielleicht schön.

LG

Klaus