Freundin mit Beinprothese

Hier können sich Forumsteilnehmer und natürlich auch Moderatoren vorstellen.
matahari
Anwenderin
Beiträge: 1
Registriert: Mi Mär 31, 2010 17:44
Postleitzahl: 0
Land: Deutschland

Re: Freundin mit Beinprothese

Beitrag von matahari » Do Apr 01, 2010 13:33

Hallo Massimo,
bin seit 5 Jahren OS-Schenkel amputiert (Verkehrsunfall, als Fußgängerin auf dem Fußgängerweg vom schleudernden PKW erfasst) und habe erhebliche Probleme mit meinem Selbstwertgefühl. Deshalb tut es mir gut, wenn sich Männer auch für Leidensgenossinen interessieren. Die Einstellung Deiner Familie ist gelinde gesagt: oberflächlich, kurzsichtig (s. mein eigenes Schicksal). Ich glaube nicht, dass sie sich durch Gespräche umstimmen lassen. Es geht um Dein Leben und Du musst entscheiden, ob die Frau (Behinderung hin oder her) die richtige ist.
Hier eine Geschichte aus dem wahren Leben. Meine Mutter hatte meinen Vater noch während des Krieges als US-Schenkelamputierten Kriegsversehrten kennengelernt. Meine Großeltern waren wegen nicht besonders erfreut und haben meiner Mutter (trotz der damals herrschenden Männerknappheit) erstmal nicht zur Hochzeit geraten. Sie setzte sich aber durch. Meine Großeltern konnten sich nie über ihren Schwiegersohn beklagen; er leistete mehr, als viele "Gesunde". Im Oktober 2009 ist mein Vater mit 90 Jahren verstorben. Die letzten Jahre hat er sich so um meine - infolge Altersgebrechen - behinderte Mutter gekümmert, dass das Altenheim bis zu seinem Tod kein Thema war.
Apropros Bemerkungen der Mitmenschen: mein Mann hat mich wegen meiner Behinderung nicht verlassen. Meine Gefühle für ihn sind deshalb noch tiefer geworden. Natürlich ist es so, dass manche Ehen diesen Belastungen nicht gewachsen sind und viele Männer das Weite suchen. Dies wird mir auch immer wieder, sobald ich über den Unfall erzähle, erzählt. Ich müsse dankbar sein, dass er trotzdem (welch Monster muss ich sein) bei mir bliebe. Ich denke, ich bin mit meinem Mann nicht aus Dankbarkeit zusammen, sondern weil ich ihn liebe und er ist aus dem gleichen Grund bei mir und nicht aus Mitleid.
Viele "Ratschläge" - auch von nahestehenden Mitmenschen sind zwar gutgemeint, aber einfach DUMM. Übe Nachsicht mit den Dummen. Hier hilft vielleicht ein Indianerwort: beurteile keinen Mokassin, den du nicht selbst über zwei Monde getragen hast (so oder so ähnlich).
Alles Liebe - Angelina

Benutzeravatar
charley
admin + Anwender
admin + Anwender
Beiträge: 292
Registriert: Di Jul 12, 2005 16:41
Postleitzahl: 72649
Land: Deutschland
Wohnort: Wolfschlugen
Kontaktdaten:

Re: Freundin mit Beinprothese

Beitrag von charley » Di Apr 06, 2010 18:17

Hallo matahari und massimo,

die Behinderung ist nur ein Teil dessen, was einen Menschen ausmacht, aber beileibe nicht der wichtigste Teil. Das zu erkennen kann die Teilnahme in einer Selbsthilfegruppe erleichtern oder gar erst ermöglichen. Deshalb sind in den Selbsthilfegruppen immer auch die Partner und Partnerinnen willkommen. Es ist manchmal schon erstaunlich, wie sich das Leben für Menschen gewandelt hat, nachdem sie den Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe gefunden hatten. Auch Menschen, die schon seit vielen, vielen Jahren mit ihrer Amputation leben, profitieren von der Selbsthilfegruppe.

:guck: http://www.amputiert.org

Wenn es in eurer Nähe noch keine Gruppe gibt meldet ihr euch einfach per Email. Derzeit sind in einigen Regionen neue SHGs im Aufbau und wir vermitteln gern den Kontakt zu diesen.

Viele Grüße
Charley
OSA (lak) seit Feb. 2005
1. PBSS-Schaft (Karbonrahmen mit HTV-Innenschaft), Genium mit Triton Smart-Ankle-Fuß
2. PBSS-Schaft, VGK, Freedom Highlander-Fuß (Badeprothese)
Telefon 089/4161740-0

Massimo
Gast
Beiträge: 7
Registriert: Do Sep 10, 2009 16:36
Postleitzahl: 30455
Land: Deutschland
Wohnort: Hannover

Re: Freundin mit Beinprothese

Beitrag von Massimo » Di Jun 22, 2010 09:22

Hallo, Angelika,

danke für deine Mail. Es tut gut, wenn Behinderte und deren Partner Unterstützung von anderen finden. Denn für die Partner ist der Blick in die Zukunft noch ungewisser als für andere.
Mir hat die Phase des Kennenlernens und der langsamen Annäherung viel gegeben. Für meine Freundin aber auch, denn was du geschrieben hast, galt auch für sie, das Selbstwertgefühl war stark beeinträchtigt. Ich erinnere mich nur daran, als meine Freundin das erste mal ihre Prothese vor mit auszog und ich ihren Beinstumpf sah. Es hat sie große Überwindung gekostet.
Es ist schon bitter, wenn durch einen Unfall, den andere schuldhaft verursacht haben, eine andere Person ein Leben lang leiden muss.
Aber die Zeit danach war für uns beide schön, wir sind in Urlaub gefahren, sie traut sich wieder, selbst Auto zu fahren und ich sehe seitdem die Welt mit anderen Augen und bin stolz auf unsere Beziehung.

Liebe Grüße

Massimo

Benutzeravatar
live ri
Anwender
Beiträge: 7
Registriert: So Okt 24, 2010 13:23
Postleitzahl: 24837
Land: Deutschland
Wohnort: Schleswig

Re: Freundin mit Beinprothese

Beitrag von live ri » Do Nov 04, 2010 16:25

Hi ich bin selber betroffen habe eine OS Amputation und habe eine freundin die zu mir hält ich kann dir nur sagen hör auf dein Herz den Leute mit behinderrungen sind auch nur Menschen das solte mann nicht vergessen !!!!

Antworten