Bernd wünscht ein gutes und gesundes Neues Jahr 2006

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Bernd
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Bernd wünscht ein gutes und gesundes Neues Jahr 2006

Beitrag von Bernd » Do Dez 29, 2005 14:08

Liebe Forumteilnehmer,
das Jahr neigt sich langsam dem Ende und ich möchte doch noch einen Beitrag beisteuern.
Ich beobachte dieses Forum von Anfang an und merke, dass es von Monat zu Monat lebhafter wird, was natürlich auch an der Aufmachung der Seite liegt –sehr gut gelungen, sehr übersichtlich- und natürlich an den Mühen der Macher. Mein Komplement.

Gerade das Internet ist für uns Anwender ein Segen. Den aus den Beiträgen in den verschiedensten Seiten und Foren, kann man über Möglichkeiten hinsichtlich Versorgung, Erfahrungen und Möglichkeiten soviel erfahren. Man kann mitdiskutieren z.B. mit dem Sanitätshaus und den Krankenkassen. Man ist nicht mehr der Patient, der gar nicht weis was am Markt läuft und möglich ist. Manchem OTler und natürlich auch Krankenkassen usw. wird dies zwar nicht immer ganz schmecken, aber für uns Anwender ist es das A und O zur optimalen Versorgung und damit zur besseren Lebensqualität.

Ein weiterer Punkt ist die Verarbeitung seiner Behinderung, wenn man sich lange genug und intensiv damit beschäftigt und die Möglichkeiten erkennt, wie Sie andere nutzen, merkt man bald, dass bei einer richtigen Einstellung zur Sache und einer optimalen Versorgung die Behinderung subjektiv nicht mehr bzw. gut zu meistern ist. Man wird selbstbewusst in allen Lebenslagen. Ich kann es nur allen Amputierten an Herz legen, sich mit den positiven und substanziellen Beiträgen Anderer zu beschäftigen und eigene einzubringen.

Mein Name ist Bernd und bin jetzt 54 Jahre und seit 41 Jahre Oberschenkel amputiert.

Der Beitrag bzw. Vorstellung von Niko vom 7. November 05 hat mich sehr angesprochen, da er mit meinem Prothesen-Werdegang hinsichtlich der Prothesenversorgung vergleichbar mit meinem ist. Mein erstes Sanitätshaus war zwar nach meiner Erinnerung schon etwas moderner aber die Fähigkeiten und Erfahrungen der Prothesenbauer ließen nach meinen Schmerzen die ich über Monate ertragen musste, zu wünschen übrig.
Gut man muss dazu sagen, dass es damals Reha –diese Wort wurde glaube ich damals noch gar nicht gebraucht-, eventuelle psychologische Betreuung, Gehschule und solche Dinge waren undenkbar.
Auf jeden Fall hab ich noch mit Hüftgurt, Bremsknie war eine Fremdwort, geschweige denn von beweglichem Fußgelenk; so hab ich angefangen. Immer schön mit Krücken unterwegs. Eines Tage hat mich dann so ein Kriegsveteran auf der Straße angesprochen (Ich bin ihm heute noch dankbar!) und mir klipp und klar gesagt, wenn ich weiter mit den Krücken laufe und nicht versuche ohne zu gehen, kriegst du die Krücken nicht mehr los. Von da an hab ich dann alles dran gesetzt die Krücken wegzulassen und es hat geklappt. Die Schmerzen wurden aber nicht besser. Und wieder hat mich jemand angesprochen -dem mir wahrscheinlich mein schmerz verzerrtes Gesicht leid getan hat und überhaupt mein Gangbild war eine komplette Katastrophe- und mich gefragt hat ob ich nicht mal das Sanitätshaus wechseln will, weil es so nicht besser wird. Er hat mich auf einen jungen OTler aufmerksam gemacht der sich gerade selbstständig gemacht hat. Gut diese Werkstatt war sehr einfach im Gegensatz zum alten Sanitätshaus, aber seine handwerklichen Fähigkeiten waren erstaunlich. Er hat mir eine Prothese gebaut, mit der bin ich glaube ca. 20 Jahre marschiert.

Es hat zwar immer mal wieder Druckstellen gegeben, die sich entzündeten, aber hab gedacht das gehört dazu und Augen zu und durch. Mein Stumpfrand ist übersäht mit alten Narben von den Entzündungen. Wie gesagt ich hatte die Einstellung das ist halt so, ja kein Weichei sein. Das diese Einstellung komplett falsch ist, musste ich dann vor 4 Jahren erleben.
Am Stumpfende hat sich wiedereinmal eine Stelle entzündet, die dann über Monate nicht mehr wegging und auch immer schlimmer wurde. Als ich es dann nicht mehr aushielt, bin ich in die Notaufnahme ins Krankenhaus und für 4 Monate nicht mehr heim gekommen.
Es wurde 5 cm nachamputiert, dabei wurde die Narbe korrigiert und zwar super gemacht. In den 60er Jahr wurde noch so richtig grobschlächtig mit tiefer Narbe ect. gearbeitet.
Bei dieser Aktion wurde dann noch festgestellt, dass sich auf einer Stumpfseite über die Jahre ein so genanntes Fistelsystem gebildet hat. Hierdurch wurde eine komplette Sanierung der einen Stumpfseite notwendig. Ich wurde in der BG Klinik in Tübingen verlegt, da mein städtisches Krankenhaus damit überfordert war und diese Sanierung hat sich 3 Monate hingezogen.
Ich möchte hiermit nur sagen, dass eine Einstellung wie ich sie über Jahre hatte, dass Schmerzen, Druckstellen und Entzündungen zur Beinamputation dazu gehören total falsch ist und zu fatalen Folgen führen können.

Nach meinem Aufenthalt in der BG Klinik in Tübingen wurde ich dann bei der Prothesenversorgung von Holzschaft umgestellt auf Linerversorgung mit längsovalem CatCam Schaft mit Total Knee. Diese Umstellung hab ich zwar schon vor meinem Klinikaufenthalt versucht, hat aber in keiner Weise geklappt.

Die Umstellung in Tübingen war zwar schwierig, teilweise schmerzhaft und zeitaufwendig, hat sich aber total gelohnt
Hier muss ich einmal meinen ganz besonderen Dank den Herren Jenter und Reinhard von der Orthopädiewerkstatt Brillinger in Tübingen aussprechen.

Ich bin von da ab schmerzfrei gelaufen, dies hätte ich mir nie vorstellen können.

Vor ca. 2 Jahren hab ich dann in der Zeitschrift Handicap –dieses Zeitschriften-Abo ist sehr empfehlenswert für jeden Amputierten und OTler- vom MAS Schaft gelesen. Diese Versorgung hat mich interessiert, hab dies dann auch bei meinem OTler in meiner Heimatstadt angesprochen, der kannte diese Schaftform damals noch gar nicht. Habs dann noch paar mal versucht anzusprechen, es wurde aber ausgewichen und mit dem Argument „da müssen zuerst Erfahrungen von anderen gemacht werden“ werden, bis wir uns da dran wagen. Darauf wollte ich aber nicht warten, bin keine 20 mehr.
Zufällig hab ich dann wieder im Handicap von einer Studie in einem Sanitätshaus in Südwestdeutschland gelesen, der diese Schaftversorgung für einen Tag kostenlos anbot. Da hab ich zugegriffen, da ich unbedingt diese Neuerung erleben wollte.
Die Probeversorgung hab ich in der Zwischenzeit durchgeführt, war auch begeistert und habe, da meine jetzige Prothese ins 8. Jahr geht, eine neue beantragt mit Schaft -angelehnt an das MAS-System- und dem C-Leg-Kniegelenk.
Die Beantragung ist im Mai dieses Jahres gelaufen und die Zusage hab ich vor ein paar Tagen bekommen. Es war zwar kein einfacher Weg –ausführliche Begründung vom Arzt und auch von mir selbst; MDK ect.- muß aber hier ein Lanze für die Techniker Krankenkasse brechen, die in meiner Angelegenheit vorurteilsfrei und sachlich mit der Angelegenheit umgegangen ist.

Ich weiß eines ganz bestimmt, ohne das Internet und die Informationen die man dadurch bekommt, wäre meine Entwicklung und die Durchsetzung meiner Prothesenversorgung in den letzten Jahren so nicht gelaufen und würde immer noch mit schmerzverzerrtem Gesicht in der Gegend rumlaufen.

Ein gutes und gesundes Neue Jahr 2006. :D
Bernd

Gast

Beitrag von Gast » Do Dez 29, 2005 20:57

Hallo kenne das auf ähnlicher art nur nicht so hart wie bei dir.Bei mir war es auch ein langer weg.Aber ich habe gekämpft, es war nicht alles einfach.Aber aus heutiger sicht war es richtig.Ich wünsche dir einen guten rutsch ins neue jahr.


Gruss

Kassemir

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